: Diese Macht gilt es zu brechen
Augen auf, Herr Claassen, Illusionen helfen nicht. Die Welt retten ist schwer. Es ist besonders schwer, wenn das Interesse des eigenen Konzerns den eigenen Blick verstellt.
Warum? Sie sagen, wegen des Klimaproblems müsse die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern sehr schnell reduziert werden. Fossile Brennstoffe seien knappe und sich verknappende Güter. Sie haben vollkommen Recht. Nur haben Sie bei Ihrer Liste der knappen Brennstoffe das Uran vergessen. Dabei wissen Sie genau, dass die Uranvorräte je nach Schätzung noch 40 bis 60 Jahre reichen, wenn, ja wenn keine weiteren Atomkraftwerke hinzukommen.
Sie aber holen gleich aus. Global würde es ohne Atomkraft nicht gehen. Herr Claassen? Sie wissen doch genau, dass die Brütertechnologie, die eine längere Laufzeit ermöglichen würde, technisch nicht beherrschbar ist. Die Planungen der dazu notwendigen Anlagen wurden nach und nach eingemottet. Wackersdorf wurde nie gebaut, Kalkar zur Investitionsruine. Windscale, nach Unfall, atomarer Wolke und Verseuchung der Irischen See in Sellafield umbenannt. Dort hat es erst vor wenigen Monaten wieder einen Unfall gegeben. Ihre Kollegen dort überlegen noch, was sie mit einem Becken voller stark strahlender Salpetersäure machen sollen. Strahlende Perspektiven?
Wissen Sie, was das Problem ist? Das Problem sind Sie. Das Problem sind mächtige Energiekonzerne, die mit ihrer Macht eigene illusionäre Ideen durchsetzen wollen. Macht erlaubt zu überleben, ohne zu lernen. Diese Macht gilt es zu brechen. Die Bürger/innen wissen genau, dass weitere Investitionen in die erneuerbaren Energien fließen müssen, anstatt die Atomkraft künstlich am Leben zu halten. Herr Claassen, eine Renaissance der Atomenergie wird für Sie zum Boomerang. Sie wird zur Renaissance der Anti-Atom-Bewegung. GÜNTER METZGES, Verden
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