: Hoffen auf Runde 2
NAHOST Die arabische Welt wünscht sich von Obama eine für die Region „effektivere“ nächste Amtszeit
AUS KAIRO KARIM EL-GAWHARY
Als Barack Obamas Siegesrede im ägyptischen Fernsehen übertragen wurde, war der Enthusiasmus in der Stimme des Übersetzers kaum zu überhören. Die Twitter-Meldungen aus allen Ecken der arabischen Welt merkten jedoch sofort an, dass in dieser Rede die Außenpolitik kaum eine Rolle spielte. Gleichzeitig herrschte Erleichterung, dass der nächste Präsident der USA nicht Mitt Romney heißt.
Auch in den großen arabischen Fernsehkanälen wie al-Dschasira und al-Arabia machten arabische Studiogäste und die Korrespondenten in den USA keinen Hehl daraus, dass sie in Obama mindestens die „weniger schmerzliche“ Alternative für die Region sahen. Eine Wahl Romneys wäre als Verlängerung der Bush-Ära gesehen worden. Die erste Amtszeit Obamas „könnte als eine für die Region inaktive Zeit der US-Politik charakterisiert werden“, schrieb etwa die Tageszeitung The Nation in Dubai. Vor allem im Vergleich zur Zeit des Vorgängers Bush, „der in zwei Amtszeiten in der Region zwei Kriege begonnen hat“. Dass Obama nicht mehr angerichtet habe, sei bereits eine willkommene Abwechslung gewesen. Aus den meisten arabischen Hauptstädten wurde Obama gratuliert, oft mit dem Zusatz, dass man sich eine für die Region effektivere zweite Amtszeit wünsche.
George Sabra, ein Sprecher des oppositionellen syrischen Nationalrats erhofft sich mehr Unterstützung für den Sturz des syrischen Präsidenten Assad. „Wir hoffen, dass Obama den Syrern bei dem Erhalt von Freiheit und Würde nun unter die Arme greifen wird“, erklärte er im Golfemirat Katar und verlangte Waffen für die syrischen Rebellen. Obama hat eine direkte militärische Intervention in Syrien bisher ausgeschlossen.
Auch die Palästinenser meldeten sich zu Wort. Der Chefunterhändler von Präsident Mahmud Abbas, Saeb Erikat, äußerte die Hoffnung, die US-Regierung werde Israel künftig nicht mehr als einen Staat behandeln, der über internationalem Recht steht. Die USA sollten nun einen israelischen Siedlungsbaustopp durchsetzten und die palästinensische Forderung nach einem Beobachterstatus bei der UNO unterstützen, fordert er.