Die Post AG will ganz nach oben

5,5 Milliarden Euro bietet der Konzern für die britische Exel. Gelingt der Deal, würde die Post weltgrößte Logistikfirma – und Deutschlands größtes Unternehmen

BERLIN taz ■ Klaus Zumwinkel hat sich entschieden. Die Deutsche Post AG soll den britischen Logistikkonzern Exel übernehmen. Mit Billigung des Aufsichtsrats legte der Vorstandschef gestern sein Angebot vor: Rund 5,5 Milliarden Euro will er sich den Deal kosten lassen, dessen Vorstellung zu einer Aufzählung von Superlativen geriet: Es wäre der größte Zukauf in der Firmengeschichte der Post AG, die dann das weltgrößte Logistikunternehmen würde und mit 500.000 Beschäftigten Deutschlands größter privater Arbeitgeber wäre – und eins der zehn größten Unternehmen der Welt.

Etwa 72 Prozent des Gesamtpreises will Zumwinkel in bar bezahlen – das Geld hat er noch aus dem Börsengang der Postbank –, für den Rest sollen neue Post-Aktien ausgegeben werden. Exel-Anteilseigner bekämen für jede Aktie 900 Pence (rund 13,34 Euro) und etwas mehr als ein Viertel Post-Aktie.

Die Exel-Führung empfahl ihren Aktionären zuzugreifen. Zumindest bei Chef John Allan darf dabei ein gewisser Eigennutz unterstellt werden: Er würde Logistikchef des Weltkonzerns Deutsche Post AG – und dürfte die Sparte vom Exel-Sitz in Bracknell bei London weiterführen.

Mit dem Coup hat sich Zumwinkel wohl endgültig dafür entschieden, die Zukunft der Post AG eher im internationalen Geschäft zu suchen als im Ausbau inländischer Geschäftsfelder. Dort fährt er Sparkurs: Das Angebot an traditionellen Postdiensten in den Kundenfilialen wird reduziert. Geplant ist ein Dreiklassensystem: Voll-Service – also jegliches Postangebot plus die Angebote der Postbank, Vollservice ohne die Bankangebote und Minimalservice. Der ist „ohne fast alles“, also ohne Paketlagerung, Einschreiben und Nachnahme. Je nach Standort.

Dass sich der Konzern neu ausrichten muss, ist allerdings nicht umstritten. Voraussichtlich Ende 2007 läuft das Briefmonopol aus, das 2004 noch 2,2 Milliarden Euro zum Firmengewinn von 3,3 Milliarden Euro beitrug. Das Exel-Ergebnis lag in einer ähnlichen Größenordnung.

Ist die Übernahme also sinnvoll? Branchenexperten sind sich einig, dass sie zumindest „zur Post AG passt“, auch wenn Aktionärssprecher Jürgen Kurz von der Deutschen Schutzgemeinschaft für Wertpapierbesitz den Preis für „etwas hoch“ hält. Mit Exel würde die Post den Umsatz in der Logistiksparte verdoppeln und sowohl in der See- und Luftfracht als auch in der Kontraktlogistik – das ist die Organisation von Warenströmen – Weltmarktführer. Und sie würde nicht nur ihr Netz verdichten, sondern auch das Angebot abrunden: Künftig könnte sie für ihre Kunden die Komplettversorgung vom Transport von Rohmaterial über Lagermanagement bis zur Auslieferung der Produkte übernehmen.

Die Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di steht der geplanten Übernahme „nicht unkritisch, aber offen“ gegenüber, wie Sprecherin Cornelia Haß der taz sagte. Man werde sehr genau darauf achten, wie die Leitung der Post die angepeilten Synergieeffekte von 200 Millionen Euro erreichen wolle. Von Arbeitsplatzabbau sei bislang nicht die Rede. Im Gegenteil, man habe Vorgespräche über die mögliche Integration geführt – und darüber, dass die Arbeitnehmerrechte bei Exel an die im Gesamtkonzern angepasst werden müssen, „also eine größere Rolle spielen“ sollen als bisher. „Prinzipiell“ gebe es dabei keinen Widerspruch zwischen der Post-Führung und der Gewerkschaft. BEATE WILLMS