Kunstrundgang : Harald Fricke schaut sich in den Galerien von Berlin um
Demnächst kann man im Hamburger Bahnhof entdecken, was Friedrich Christian Flick für Minimalismus hält. Frauen haben bei der „Fast nichts“ betitelten Auswahl seiner Sammlung leider keine Chance. Deshalb ist es eine notwendige und richtige Korrektur, wenn gleich zwei Ausstellungen Künstlerinnen zeigen, deren Arbeiten ganz in der Minimal-Tradition stehen. Zum Beispiel Ceal Floyer: Sie hat in der Galerie Esther Schipper einen Raum völlig leer gelassen – bis auf eine Hi-Fi-Anlage, die als Endlosband einen Loop von Tammy Wynette abspielt, die melancholisch singt: „So I just keep on / ’til I get it right.“ Schon ist man in einer Meditation über das Scheitern gefangen, die sich durch unentwegte Wiederholung zur Hymne steigert. Floyer mag solche beiläufigen Ambivalenzen, das sieht man auch im zweiten Raum, wo das Video „The Queen of the table waters“ läuft. Der Film zeigt, wie Mineralwasserblasen über einem Glas aufsteigen, allerdings im Negativverfahren, sodass man statt der durchsichtigen Bubbles helle Lichter sieht, die wie ein Feuerwerk über die Wand tanzen und erlöschen, sobald die Kohlensäure verflogen ist. Besser kann man Flüchtigkeit und schönen Schein kaum in Einklang bringen.
Bei Maria Eichhorn gibt es in der Galerie Barabara Weiss viel Material zu sehen. Doch der Kern ihrer Arbeiten ist immer: Konzept. Mal dokumentiert ein Video, wie sie in der Kunsthalle Bern mit neu ausgegebenen Anteilsscheinen die Vergesellschaftlichung der Kunst zum Thema macht. Dann wieder lotet Eichhorn in Interviews mit Lawrence Weiner, Adrian Piper und Daniel Buren deren Abhängigkeit vom Kunstmarkt aus. Wer will, kann sich auch Kurzfilme zu sexuellen Praktiken vorführen lassen. Dahinter steckt ebenfalls Methode: In der Betrachtung wird der Übergang zwischen Intimität und Öffentlichkeit fließend.