piwik no script img

Archiv-Artikel

Flierl sammelt Mauergrundstücke

Auf einem langen Grundstücksstreifen vom Mauerpark bis zum Nordbahnhof will Kultursenator Flierl (Linke) sein „Gedenkkonzept Berliner Mauer“ umsetzen. Viele rechtliche Fragen sind noch offen

VON MATTHIAS LOHRE

Auf der Leinwand sieht alles ganz einfach aus: Mit einem Videobeamer projizierte Kultursenator Thomas Flierl (Linkspartei) gestern auf die Wand, wie weit seine Planungen für ein „dezentrales Gedenken“ an die Zeit der deutschen Teilung gediehen sind. Ein langer Streifen aus Grundstücken soll nach dem Willen des Senats eine „Erinnerungslandschaft“ vom Nordbahnhof bis zum Mauerpark bilden. Aus einem Flickenteppich aus Rasenflächen, Brachen und schon bestehenden Gebäuden soll ein „Gedenkkonzept Berliner Mauer“ entstehen. Doch dafür braucht der Senator Planungssicherheit. Die soll ihm seine Kollegin, Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD), verschaffen. Die Senatorin will die Hoheit über den nötigen Bebauungsplan an sich ziehen. Damit würde der Senat den Bezirk Mitte entmachtet, der auf ehemaligem Mauergelände hinter dem Nordbahnhof einen Sportplatz plant und dafür ein Stück Hinterlandmauer abreißen will.

Doch noch sind viele Teile des Konzepts unklar: Die meisten betroffenen Grundstücke gehören nicht dem Land Berlin, sondern dem Bund, Privateigentümern oder einer Kirchengemeinde. Vom Bund wünscht sich der Kultursenator eine „unentgeltliche Einbringung“ seiner Flächen. Am 15. Dezember muss Flierl dem Abgeordnetenhaus ein fertiges Gesamtkonzept vorlegen. Einen festen Zeitplan für dessen Umsetzung gibt es aber noch nicht, auch die Finanzierung steht noch auf wackligen Beinen.

„Die Erinnerung an die Mauer lässt sich nicht auf einen Ort beschränken“, sagte Flierl – ein Seitenhieb gegen KritikerInnen, die eine zentrale Gedenkstätte fordern. Sie halten die Gelände rund um den Nordbahnhof für zu weit abgelegen. Flierl meint hingegen: „Die Bernauer Straße ist der Ort der höchsten Erinnerungsdichte.“

Am Westende der einst von der Mauer zerschnittenen Straße, zwischen Garten- und Bergstraße, soll ein neuer Eingangsbereich für die Gedenkstätte entstehen. Auf der Fläche zwischen Garten- und Ackerstraße plant der Kultursenator eine „Freiluftpräsentation“, die an die Opfer der Mauer erinnern soll. Wenige Meter weiter südlich, am Nordbahnhof, soll ein Aussichtspunkt entstehen. Auch den Checkpoint Charlie, den Bahnhof Friedrichstraße und den künftigen U-Bahnhof am Brandenburger Tor will der Senat in sein Gedenkstättenkonzept einbauen.