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Archiv-Artikel

Ruf nach den Baggern

FÜRBITTE In Hamburg haben rund 2.000 Hafenarbeiter für das Ausbaggern der Unterelbe demonstriert. Gewerkschaften, Wirtschaftsbehörde und Umweltschützer sollen aber weiter gesprächsbereit sein

„Es gibt nichts Vernünftigeres als einen modernen Wasserweg zum Warentransport“

WOLFGANG ABEL, VER.DI-CHEF

Mehr als 2.000 Beschäftigte der Hamburger Hafenunternehmen sind am Freitag durch die Innenstadt gezogen und haben die baldige Elbvertiefung gefordert. „Die gesamte Nordregion braucht die Fahrrinnenanpassung“, sagte der Hamburger Vorsitzende der Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di, Wolfgang Abel, bei der Abschlusskundgebung auf dem Rathausmarkt. Davon seien 150.000 Beschäftigte in der Metropolregion und ihre Familien abhängig. Und das müssten auch „einige wenige völlig abgedrehte Ökoprediger, die zum Teil auf der Basis einer intellektuellen Zentralverriegelung argumentieren“, einsehen, sagte Abel.

Am 3. Dezember soll nach taz-Informationen ein Sondierungsgespräch zwischen den Gewerkschaften und den drei Umweltverbänden stattfinden, die mit einer Klage vor dem Bundesverwaltungsgericht Mitte Oktober einen vorläufigen Baustopp für die Elbvertiefung erreicht hatten. Auch zwischen Wirtschaftsbehörde und Naturschützern soll es „zeitnah“ ein Treffen geben, hieß es am Rande der Kundgebung.

Ungewohnt deutlich setzte Abel gestern auf die ökologische Karte. Es gebe „nichts Vernünftigeres als einen modernen Wasserweg zum Warentransport“, sagte der Gewerkschaftsführer. Sonst würden noch mehr Lkw mit noch mehr Containern die Straßen vollends verstopfen. Deshalb sei es von den Naturschutzverbänden nicht überzeugend, „Umweltschutz vor der Haustür durch zunehmende Umweltverschmutzung in der Nachbarschaft zu erkaufen“.

Für Hamburg sei vielmehr „eine umweltverträgliche Hafenentwicklung“ notwendig, sagte Beatrice Claus von der Umweltstiftung WWF. Der Vorsitzende des (Nabu), Alexander Porschke, nannte es überholtes Lagerdenken, „Naturschutz und Wirtschaft gegeneinander auszuspielen“.

Auch die Ver.di-Gruppe in der Hamburger Umweltbehörde hatte Anfang der Woche ihrer Gewerkschaftsführung vorgehalten, die HamburgerInnen hätten „auch Anspruch auf eine intakte Umwelt“, Arbeitsplätze seien nicht alles.

Abel kritisierte auf der Kundgebung auch den Präsidenten des Unternehmensverbands Hafen Hamburg. Der Arbeitgeber-Chef Gunther Bonz hatte zuvor gefordert, wegen des verhängten Baustopps den Hamburger Umweltverbänden die städtischen Zuwendungen zu streichen und diese stattdessen für die Subventionierung des Hamburger Hafens zu verwenden. „Davon distanzieren wir uns“, stellte Abel gestern klar: „Das ist eine Schnapsidee.“ SVEN-MICHAEL VEIT