: Muslime treffen Verfassungsschutz
Zentralrat: Eine „gewisse Radikalisierung“ gebe es in manchen Moscheen, doch zur Gewalt sei der Weg noch weit
BERLIN taz ■ Gucken die Muslime in Deutschland weg, wenn sich in ihren Moscheen Radikale outen, die man später als islamistische Terroristen überführt? Melden die Verbände der Muslime verdächtige Vorfälle nicht oder zu selten an Polizei und Verfassungsschutz? Wie könnte eine engere Kooperation zwischen den Verbänden und den Sicherheitsbehörden aussehen?
Das sind Fragen und Themen, die heute bei einem Treffen zwischen den Betroffenen in Berlin diskutiert werden sollen: Auf der einen Seite stehen der Zentralrat der Muslime in Deutschland (ZMD) sowie DITIB, eine Vereinigung türkisch geprägter Moscheen, auf der anderen Seite die Landeskriminalämter und das Bundeskriminalamt sowie die Landesämter und das Bundesamt für Verfassungsschutz. Nach Angaben des Zentralrats der Muslime wird unter anderem dessen Vorsitzender Nadeem Elyas sowie BKA-Chef Jörg Ziercke sowie der Bundesverfassungsschutzpräsident Heinz Fromm an dem Gespräch teilnehmen.
Wie der ZMD-Sprecher Mounir Azzaoui der taz im Vorfeld des Treffens erklärte, sei es nicht in Ordnung, den muslimischen Verbänden vorzuwerfen, dass sie Daten über mögliche Terroristen nicht an die Sicherheitsbehörden weitermeldeten. Die Gläubigen in den Moscheen hätten tatsächlich keinerlei Hinweise darauf, dass sich manche Muslime in diese Richtung entwickeln könnten. Zwar sei in manchen Moscheen „eine gewisse Radikalisierung“ anzutreffen. Doch von dort sei es noch ein weiter Weg zu Gewalt, der nur durch gesamtgesellschaftliche Anstrengungen zu begegnen sei.
Der Sprecher verwies darauf, dass später geschnappte Terroristen in der Regel „eine Art Konvertierung“ zu islamistischen Ansichten vollzogen hätten und „diese keine reflexive religiöse Erziehung genossen haben“. Zudem sei die bisherige Diskussion nicht konstruktiv gewesen, da Aspekte der Sicherheits- und der Integrationspolitik zu sehr vermischt wurden. Experten schätzen, dass der Zentralrat der Muslime etwa 200 Moschee-Gemeinden vertritt, zu DITIB gehören etwa 780 Gemeinden.
PHILIPP GESSLER