Nichts als Pferdekacke

Uniformen-Parade

„Schreib mal einen Text übers Schützenfest“, haben die Kollegen gesagt. Das fängt doch nächste Woche Freitag in Hannover an.

Schützenfest heißt: Menschen in jagdgrünen oder wahlweise behördengrauen Uniformen, die Ruhmreichen unter ihnen mit einer Batterie von Anstecknadeln am Revers, die bierseelig Straßen nach ihrem Königspaar umbenennen, die mit einer Waagenparade durch die Stadt rollen, deren Kutschpferde die Straßen vollscheißen und die mit Hunderten Querflöten in flugzeuglautstarken Spielmannszügen Helene Fischer spielen. Eigentlich bin ich zur taz gegangen, um nie wieder darüber berichten zu müssen. Aber gut, ich will nicht so sein.

Hat ja auch was Gutes, dieses Schützenfest, das immerhin als größtes der Welt gilt und zehn Tage dauert. Man trifft Politiker jeder Couleur und alle biedern sich bei den Vereinen an.

Die Schützen suchen – Überraschung – händeringend Nachwuchs. Doch wer kann es den Jugendlichen verdenken, dass sie keine Lust haben, mit den Alten in dunkel getäfelten Vereinsheimen auszuharren, nur um ab und an ein bisschen zu schießen und einmal im Jahr in einer Parade aufs große Schützenfest zu ziehen?

Zu den Karussells, den Fresbuden, dem Feuerwerk und den „Eventbereichen“ auf dem Schützenplatz können sie auch ohne Mitgliedschaft kommen. Und das machen auch genug: Rund eine Million Menschen haben im vergangenen Jahr gefeiert – unter anderem in einem eigenen Gaypeople-Zelt. Immerhin, die Schützen verweigern sich bei aller Tradition nicht gesellschaftlichen Entwicklungen. Mitfeiern werde ich trotzdem nicht. rea