Tierversuche an der Jacobs University

WISSENSCHAFT Peta wirft der Bremer Privat-Uni vor, Ratten für „nutzlose“ Strahlenexperimente zu quälen. Die Universität weist den Verdacht einer Einflussnahme des Mobilfunkkonzerns Vodafone zurück

Die Strahlen-Versuche seien wissenschaftlich nutzlos, sagen die Tierrechtler

Die Tierrechts-Organisation Peta erhebt schwere Vorwürfe gegen die Bremer Jacobs University (JUB): Die immer wieder durch erhebliche öffentliche Mittel unterstützte Privatuniversität quäle Nagetiere im Rahmen ihrer Strahlenforschung.

Peta hat ein Video ins Netz gestellt, das die Lebensbedingungen mehrerer hundert Ratten dokumentieren soll. Eine anonymisierte Mitarbeiterin führt die Peta-Rechercheure durch ein Labor und zeigt, wie Ratten in hautenge Plastikröhren gesteckt werden. So fixiert würden sie täglich zwei Stunden in einen Bestrahlungsapparat gesteckt, erklärt die Frau. Die JUB erhofft sich Erkenntnisse über die Wirkung der Strahlenbelastung durch Mobilfunk auf den menschlichen Organismus.

Nach zwei Jahren in tageslichtlosen Plastikboxen werden die Tiere laut Peta getötet. Peta wirft Projektleiter Alexander Lerchl vor, „industrienah“ zu sein und Mobilfunk bislang stets als ungefährlich verharmlost zu haben – und verweist darauf, dass die JUB von der Vodafone-Stiftung unterstützt werde.

Die Versuche seien wissenschaftlich nutzlos, so die Tierrechtler. Peta belegt dies unter anderem mit Aussagen von Franz Adlkofer, dem früheren Koordinator der Reflex-EU-Studie zu Mobilfunkschäden: Die genetischen Stoffwechsel-Unterschiede zwischen Mensch und Tier verhinderten „von vornherein, Ergebnisse aus den beschriebenen Tierversuchen direkt auf den Menschen zu übertragen“, zitiert Peta den Professor.

JUB-Forscher Lerchl hingegen hält seine Versuchsergebnisse für „wichtige Indizien“ für die Ungefährlichkeit elektromagnetischer Handyfelder. Der taz zeigte er ein Video, in dem sich Ratten anscheinend freiwillig in die Röhren begeben, um dort zu schlafen. Sie seien keinerlei Stress ausgesetzt. JUB-Sprecherin Kristin Beck verweist darauf, dass sich das Engagement der Vodafone-Stiftung an der JUB auf Stipendien für Studierende mit Migrationshintergrund beschränke. HB