: Die unbemerkte Sensation
GORLEBEN De-facto-Baustopp für das Endlager – Land verzichtet nach Anwohner-Klagen auf Sofortvollzug
Wolfgang Ehmke, Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg
Im potenziellen Atommüll-Endlager Gorleben herrscht de facto ein Baustopp. Eher zufällig wurde am Montagabend bekannt, dass die Erkundung des Salzstocks bis auf Weiteres unterbrochen ist. Geologische Arbeiten und Radarmessungen sind dort nicht mehr erlaubt.
Anwohner und Greenpeace hatten gegen die Verlängerung des Hauptbetriebsplans für das Bergwerk geklagt, in der Folge verzichtete das Land Niedersachsen auf den Sofortvollzug der bereits erteilten Genehmigung zum Weiterbau. Das Bundesamt für Strahlenschutz bestätigt dies: Bis auf Weiteres würden nur noch „Maßnahmen zur Aufrechterhaltung der Sicherheit“ ergriffen.
Die Grünen im niedersächsischen Landtag sprechen von einer „überraschenden, aber sehr guten Nachricht“. „Eine Zwischenetappe ist erreicht. Doch die Arbeiten in Gorleben müssen für immer gestoppt werden“, so Fraktionschef Stefan Wenzel. Wolfgang Ehmke von der Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg sagte: „Die Sensation ist da, nur keiner hat’s gemerkt.“ Wieder einmal hätten nicht Politiker, sondern engagierte Bürger den Weiterbau in Gorleben angehalten.
Die Initiative bekräftigte ihre Forderung nach völliger Aufgabe des „verbrannten“ Standorts im Wendland für die künftige Endlagersuche. Die Lagerung von Atommüll in ehemaligen Salzstöcken sei „dermaßen diskreditiert, dass schon deshalb ein Festhalten an Gorleben überflüssig ist“, sagte Ehmke. Führende Politiker der Bundes-SPD als auch der Bundes-Grünen wollen Gorleben bei der Suche nach einem künftigen Endlager-Standort nicht von vornherein ausschließen. REIMAR PAUL
Wirtschaft + Umwelt SEITE 8