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Archiv-Artikel

Banker umwerben Studenten

Als eines der ersten Geldinstitute hat jetzt die Deutsche Bank Hamburg einen Kredit zur Studienfinanzierung im Angebot. Schuldner müssen Seminarscheine vorlegen

Ein Jahr vor dem Starttermin des Bezahlstudiums in Hamburg bringt die Deutsche Bank einen Studentenkredit auf den Markt. Das Darlehen, das gestern in der Hansestadt vorstellt wurde, soll ab dem 10. Oktober im Angebot sein. Aufgrund von Marktanalysen gehen die Banker davon aus, ihr Produkt in Hamburg an mindestens 15 bis 25 Prozent der Studierenden verkaufen zu können.

Die Deutsche Bank ist das bundesweit erste private Geldinstitut, das einen Kredit für Hochschüler anpreist. Das Produkt solle „Studium und Lebensunterhalt“ finanzieren, sagte Bernd Matthies aus der Hamburger Hauptstelle: „Wir hätten es auch etabliert, wenn das Studiengebührenverbot nicht gekippt wäre.“ Studierende seien eine „interessante Zielgruppe“. Bisher hätten 15 Prozent der rund 40.000 hiesigen Studenten ein Konto bei seiner Bank. Für den neuen Kredit, so Matthies, „nehmen wir so viele, wie wir kriegen können“.

Der Senat will den Hochschulen erlauben, ab Wintersemester 2006/2007 bis zu 500 Euro Gebühren zu kassieren. Als Kreditnehmer seien der Deutschen Bank Studierende aller Fachrichtungen willkommen, betonte Matthies. Sicherheiten seien nicht vonnöten. Die Kreditsumme ist auf 30.000 Euro, die Laufzeit auf fünf Jahre begrenzt. Monatlich können bis zu 800 Euro geliehen werden zu einem effektiven Jahreszins von 5,9 Prozent. Für die Rückzahlung in Raten handele die Bank einen neuen Zins aus, der sich am Markt orientiere und nach heutigem Stand zwischen 5,9 und 11,5 Prozent liegen könne, so Matthies.

Die Stundung müsse spätestens drei Monate nach Berufsstart oder zwölf Monate nach dem Examen beginnen und dürfe zwölf Jahre nicht überdauern. Bei Zahlungsunfähigkeit etwa durch Arbeitslosigkeit würden „individuelle“ Lösungen gesucht. Dies könne die Verlängegerung der tilgungsfreien Zeit sein, meinte Matthies. Das Ausfallrisiko aber trage die Bank. Gepumpt werde das Geld nur Besitzern eines EU-Passes oder einer unbefristeten Aufenthaltsgenehmigung – und dem, der einen „plausiblen Studienplan“ mit Studienverlauf und -ziel vorlegt. Die Einhaltung werde einmal pro Semester „im Gespräch mit uns“ und durch Scheinvorlage überprüft, sagte Matthies und räumte ein, die Bank könne ihren Kredit monatlich kündigen.

Konkurrenz erwartet sie von den Sparkassen, die ein eigenes Produkt angekündigt haben. Auch werkelt die hiesige Wissenschaftsbehörde an einem Darlehensmodell. Schließlich will die bundeseigene Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) ab April einen Kredit für alle Hochschüler anbieten, der ohne Verhandlungen beantragt werden könne. Die Anleihe ist mit einem Zins von 5,2 Prozent günstiger als das Deutsche-Bank-Produkt. Und bei Arbeitslosigkeit, verspricht die KfW, muss nicht zurückgezahlt werden. Eva Weikert