Werbeversprechen in kühler Eleganz

AUSSTELLUNG Die Galerie Zeitlos im Charlottenburger Stilwerk zeigt Plakate aus einer fernen Zeit, als Reisen noch was Mondänes hatte

VON BRIGITTE WERNEBURG

Die Plakate passen zu den Art-déco-Möbeln, auf die die Galerie Zeitlos spezialisiert ist. Sie stammen auch zu einem großen Teil aus derselben Epoche, also der Zeit von 1920 bis ungefähr 1940. Jetzt hängen rund 40 großartige Exemplare zwischen den Möbeln, und zusammen ergibt sich das schöne Bild eines chromglänzenden, von der kühlen Eleganz technischer Maschinen faszinierten Lebensgefühls und einer Gesellschaft, die noch so mondäne Begriffe wie „Fernreisen“ kannte.

Entsprechend weltläufig und modern versprachen die „German Railroads“ im Olympiajahr 1936 in englischer Sprache den internationalen Gästen „Safety, Speed, Comfort“ – bevor kurz darauf von deutscher Seite aus in andere Länder nicht mehr gereist, sondern einmarschiert wurde.

Neben den Eisenbahnplakaten, die mit dynamisch verkürzten Linien und spektakulären Drauf- und Untersichten die neuen, bis dahin ungekannten Geschwindigkeiten sinnfällig machen wollen, fällt die Gruppe von Plakaten der großen Passagierschifffahrtslinien auf. „Die Bedeutung dieser Unternehmen in den jeweiligen Ländern schlug sich direkt im Anspruch an die Plakate nieder“, sagt Joachim Apitz, der Sammler, Kunsthändler und Trödler in Schondorf am Ammersee. „Und nachdem die deutsche Passagierschifffahrt von 1900 bis 1930 die führende war, wurde da viel gemacht. Auf der anderen Seite waren die Franzosen bei den Schiffen nicht so stark, hatten dafür aber Superplakatleute. Es gibt also nicht so viele Schiffsplakate, aber dafür bessere.“

Glamouröser Auftritt

Zusammen mit dem Berliner Sammler Marc Wegner hat Apitz die Ausstellung in der Galerie Zeitlos bestückt. Hochinteressant das Plakat, das Theodor Etbauer 1927 für die Hapag gestaltete, weil es schon in unsere Zeit der Billigflieger à la Ryan Air und Easy Jet vorauszuweisen scheint. Statt den Ozeandampfer wie sonst gern auch das Flugzeug, den Zeppelin oder den Schnellzug als Bühne für den glamourösen Auftritt zu inszenieren, heißt es „schnell, billig, bequem“ neben zwei Schiffsschornsteinen und der amerikanische Flagge: „Nach New York jeden Donnerstag vormittag ab Hamburg“.

„Safety Speed Comfort“ ist eine Verkaufsausstellung, denn wie Joachim Apitz sagt: „Ich bin ja Kunsthändler und Trödler und leb von den Sachen, ich muss eben auch was hergeben.“ Und weil die verschiedensten Leute und Museen das ein oder andere Stück haben wollen, „wird das am Ende ein zerfledderter Kadaver sein“, wie Apitz bedauert.

Also nichts wie hin, solange der Bilderbogen noch komplett ist, der über die moderne Reiselust und das aufkommende Phänomen des Tourismus genauso Auskunft gibt wie über die technische Entwicklung der Verkehrsmittel, durch die das Reisen tatsächlich schneller, bequemer und sicherer wurde.

■ Bis 9. Dezember, „Safety Speed Comfort – Werbung für Fernreisen 1870-1970“. Galerie Zeitlos im Stilwerk, Kantstraße 17, täglich bis 20 Uhr, Sa. bis 18 Uhr