Promo ganz umsonst

MUSIK Eine Punkband bedankt sich, weil sie in den Verfassungsschutzbericht aufgenommen wurde

Gute Nachrichten für den Verfassungsschutz, zumindest in Pommern und Mecklenburg: Es gibt doch noch junge Menschen, die ihre Arbeit wertzuschätzen wissen. So das Label Audiolith und die Punkband Feine Sahne Fischfilet (FSF), die bei der Hamburger Plattenfirma unter Vertrag ist. Die reisten am Dienstag gemeinsam ins Ministerium nach Schwerin, im Gepäck ein Präsentkorb. „Die sollen dort nach all den Anstrengungen auch ein bisschen was zu knabbern haben“, sagt Artur Schock vom Label, der den Korb gemeinsam mit FSF-Sänger Monchi übergab.

Mit Wurst und Kaffee

Die Band und das Label bedankten sich damit für die Umsonst-Promo, die man ihnen im vom Innenminister Lorenz Caffier (CDU) geleiteten Amt erwiesen hatte: Wegen ihrer „explizit-antistaatlichen Haltung“ war die antifaschistische Band im Verfassungsschutzbericht Mecklenburg-Vorpommerns 2011 aufgetaucht. Etliche Medien (siehe taz vom 20. 10. 2012), hatten darüber berichtet, die zuvor unbekannte Band knackte mit dem Lied „Komplett im Arsch“ schnell die 100.000er-Marke bei YouTube. Die neue Platte „Scheitern und Verstehen“ muss schon nachgepresst werden. „Die Props für die Promo“, schreibt das Label, gingen somit völlig zu Recht nach Schwerin, wo Roland Vogler-Wander vom Innenministerium den Korb entgegennahm.

Ein Extraschlüsselbund

„Erst haben sie gesagt, sie könnten das Geschenk nicht annehmen, weil sie Beamte seien und das unter Bestechung fallen könnte“, sagt Schock. Der Präsentkorb war dann aber wohl doch zu verlockend. Zumal es eine Beigabe enthielt: das aktuelle Antifaschistische Infoblatt und die Platte gab’s obendrauf. Der Beamte habe ihnen erzählt, dass seine Tochter Fan der Band sei. „Da haben wir noch einen Audiolith-Schlüsselbund draufgelegt“, sagt Schock.

So großzügig zeigten sich Band und Label, dass FSF sich berechtigte Hoffnung machen dürfen, auch im nächsten Verfassungsschutzbericht wieder auf zwei Seiten gehypt zu werden. „Wir haben ihnen auch eine sehr liebe Karte beigelegt“, sagt Schock. JENS UTHOFF