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Archiv-Artikel

Gewaltiges Arbeitspensum

PARTEITAG II Hier ein paar Beispiele für die Probleme, vor denen die 1,34 Milliarden Chinesen stehen

Das bisherige Wirtschaftsmodell stößt an seine Grenzen

Peking taz | Chinas neue Führung um Xi Jinping steht vor gewaltigen Herausforderungen. Nicht nur das bisherige Wirtschaftsmodell stößt an seine Grenzen. Auch weltpolitisch können die Chinesen nicht mehr weitermachen wie bisher. Ein Überblick über Chinas drängendste Probleme:

Wirtschaft

Zwar weist China mit 7 bis 8 Prozent immer noch hohe Wachstumsraten auf. Doch mit dem Boom in zweistelligen Raten dürfte es in den nächsten Jahren vorbei sein. Wichtige Exportmärkte in den USA und Europa brechen für China zunehmend weg. Zugleich steigen in der Volksrepublik die Löhne. Auch das schwächt Chinas Exportindustrie, auf der das Wachstum in den vergangenen 20 Jahre vor allem beruhte. Um künftig mit Industriestaaten konkurrieren zu können, müssen die Chinesen hochwertige Güter herstellen. Dafür sind mehr Investitionen in Bildung und Forschung und mehr Rechtssicherheit nötig. Davon ist China aber weit entfernt.

Wachsende Ungleichheit

Die Kluft zwischen Arm und Reich gefährdet die soziale Stabilität. Das jährliche Pro-Kopf-Einkommen der Menschen in Schanghai, Peking oder Shenzhen liegt im Schnitt bei umgerechnet über 10.000 Dollar. China hat nach den USA die meisten Millionäre und Milliardäre. Aber rund eine halbe Milliarde Chinesen verfügen nur über weniger als 2 Dollar am Tag.

Ungesunde Umwelt

An über 100 Tagen im Jahr misst Pekings Innenstadt Feinstaubwerte, die von der Weltgesundheitsorganisation als gefährlich für die menschliche Gesundheit eingestuft wird. Dabei ist Chinas Hauptstadt noch harmlos. Zentralchinesische Städte wie Taiyuan, Shijiazhuang oder Xi’an sind das ganze Jahr über so versmogt, dass die Kinder dort gar nicht mehr wissen, wie ein blauer Himmel aussieht. Trotzdem werden im ganzen Land immer weiter neue Raffinerien und Chemiewerke aus dem Boden gestampft, die trotz verschärfter Auflagen die Umweltschutzstandards nicht einhalten. Schon haben sich in zahlreichen Städten und Regionen Umweltproteste formiert. Dreimal hatten Massenproteste in diesem Jahr Erfolg. Sie führten dazu, dass die Behörden die Genehmigungen für neue Anlagen zurückzogen.

China wird zu alt

25 Jahre Ein-Kind-Politik haben zwar dazu geführt, dass Chinas Bevölkerung nicht mehr so rapide wächst und die Zahl der Einwohner ab 2030 sogar sinken wird. Jetzt aber werden die negativen Folgen dieser Politik spürbar: Dazu gehört vor allem ein Männerüberschuss. Viele Paare trieben ab, falls sich eine Tochter ankündigte. Inzwischen werden 120 männliche Babys gegenüber 100 weiblichen geboren. Zudem wird China schnell alt. Die Zahl der über 60-Jährigen steigt von derzeit um die 100 Millionen bis 2030 auf über 300 Millionen.

Krieg und Frieden

Chinas Doktrin in der Außenpolitik lautete bislang: Ich mische mich bei euch nicht ein, dann mischt ihr euch auch bei mir nicht ein. Doch das klappt nicht mehr – zu groß sind inzwischen Chinas internationale Interessen. Das betrifft vor allem den gigantischen Bedarf nach Erdöl und anderen Rohstoffen. Den holen sich die Chinesen zunehmend im Nahen Osten und in Afrika – und prompt sind sie in die dortigen Konflikte einbezogen – nicht zuletzt in Konkurrenz mit den USA. FELIX LEE