: Stromriese ohne Brandschutz
VATTENFALL Milliardenschwere Haftungsklausel für AKWs Brunsbüttel und Krümmel und ein ramponiertes Image: Konzern-Chef Josefsson vor dem Aus
Der staatliche schwedische Energiekonzern Vattenfall will seinen Vorstandschef Lars G. Josefsson entlassen. Das kündigten Wirtschaftsministerin Maud Olofsson und Aufsichtsratschef Lars Westerberg am Freitag in Stockholm an. Als Grund wird eine von Josefsson im vorigen Jahr unterzeichnete Haftungsverpflichtung für Unfälle in den norddeutschen Atomkraftwerken Krümmel und Brunsbüttel genannt. Diese sei „nicht akzeptabel“, so Olofsson. Der Wechsel an der Konzernspitze solle „so schnell wie möglich“ erfolgen.
Olofsson sei bisher davon ausgegangen, dass die Haftung nur für die deutsche Vattenfall-Tochter in Berlin und Hamburg gelte, die schwedische Mutter aber durch „brandsichere Wände“ geschützt sei. Nun aber habe sich herausgestellt, dass Josefsson das komplette Unternehmen „verpfändet“ habe. Sollte der Haftungsfall eintreten, sei der Konzern „sofort bankrott“.
Von Seiten der schwedischen Regierung wird Josefsson neben der Pannenserie in Krümmel, Brunsbüttel und schwedischen Atomreaktoren auch das ramponierte Image des Unternehmens insgesamt angelastet. Kritisiert wird zudem seit langem die Konzentration des 59-jährigen Ingenieurs auf nicht erneuerbare Energien wie Atomkraft, Kohle und Gas.
Rebecca Harms, grüne Europaabgeordnete aus dem Wendland, verlangt einen grundlegenden Strategiewechsel. Der Rauswurf von Josefsson „reicht allein nicht“: Vattenfall müsse sein „rückwärts gewandtes Setzen auf Atomkraft und Kohle aufgeben“. Nach Meinung von Jochen Stay, Sprecher der Anti-Atom-Ini „.ausgestrahlt“ hält die schwedische Regierung offenbar „einen GAU in Krümmel oder Brunsbüttel für möglich“. Den Konzernchef zu demontieren, reiche nicht, findet auch Manfred Braasch, Hamburger Geschäftsführer des BUND. Er fordert ein „zukunftsfähiges Energiekonzept ohne Kohle und Atom und auf der Basis erneuerbarer Energien“. SVEN-MICHAEL VEIT
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