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5 Dinge, die wir über Frankreich gelernt haben

Lektionen

1. François Fillon hat nicht nur eine Affäre am Hals

Auch ein republikanischer Präsidentschaftskandidat braucht schöne Momente. Wäre da nicht das Gossip-Blatt Closer,das jetzt entscheidende Details über einen Korsikatrip von François Fillon veröffentlichte. Demnach war Fillon dort jüngst mit seiner Pressesprecherin Caroline Morard auf Wahlkampftour. Morard vermisste anschließend ein teures Armband und rief, zurück in Paris, beim Hotel an. Lästermäuler verbreiteten anschließend, dass das schmucke Stück in Fillons Suite zurückgeblieben war und nicht am Konferenztisch. Honi soit qui mal y pense.


2. Schluss mit dem ­Ersatzkönig


Wenn Frankreich diese Woche überhaupt noch Lust hatte, über Politik im Allgemeinen und diese Wahl im Speziellen zu diskutieren, dann tauchte nicht selten eine Frage auf: Ist die aktuelle Machtfülle unseres Staatspräsidenten noch angemessen oder nicht eher vermessen? Brauchen wir wirklich so eine Art Ersatzkönig, seitdem uns das Monarchische bereits 1789 verloren ging? Fazit: Verhältnismäßig gut, das Verhältniswahlrecht. Könnte man mal ausprobieren.

3. Die Wahl entscheidet sich in der Wahlkabine


Sie finden diesen Satz komisch? Wir auch. Aber die französischen Meinungsforschungsinstitute sind sich mittlerweile nur noch in einem sicher: Der Moment der Wahlentscheidung wird für die meisten Franzosen der Moment sein, wenn sie in die Kabine getreten sind und den Stift in die Hand nehmen, um ihr Kreuz machen. Dann und erst dann. Die Institute haben dafür auch extra einen Begriff kreiert: „Cristallisation“. Wir werden also sehen, was sich im Hexagon herauskristallisiert.

4. Viele wollen jetzt doch „nützlich“ wählen

Der Anschlag am Donnerstagabend auf den Champs-Élysées in Paris hat anscheinend besonders bei jüngeren Wählern zu einem Umdenken geführt. Hatten viele von ihnen erst eine vote inutile, also eine verschenkte Stimmabgabe etwa für den sozialistischen Kandidaten Benoît Hamon favorisiert – er liegt in aktuellen Umfrageergebnissen unter 10 Prozent –, geht jetzt die Tendenz in den sozialen Medien pro Emmanuel ­Macron oder Jean-Luc Mélenchon. „Das schlimmste ist ein zweiter Wahlgang mit Fillon und Le Pen als Kandidaten“, schreibt ein Nutzer auf Face­book und bittet: „Sauvons les meubles!“ Retten wir, was noch zu retten ist.

5. Paris bleibt Paris, bleibt Paris, bleibt Paris 


Ega, ob es weitere Anschläge gibt, ob Marine Le Pen Präsidentin wird oder Kim Jong Un in Nordkorea die Nerven verliert – Paris bleibt Paris. Auch wenn es gerade auch in der Hauptstadt für die Jahreszeit zu kalt ist: Die Terrassen draußen sind weit geöffnet.
Alain Auffray Gurvan Kristanadjaja

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