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Archiv-Artikel

Bedenkenlose Mitarbeiter

Keinen Platz für Bedenken soll es nach Aussage eines ehemaligen Mitarbeiters des früheren Leiters der Radiologie an der Uni-Klinik Eppendorf (UKE), Klaus-Henning Hübener gegeben haben. „Wir haben gegenüber der von Hübener eingeführten Sandwich-Methode seinerzeit keine Zweifel gehabt. Heute sehe ich viele Dinge anders“, sagte ein ehemaliger UKE-Oberarzt gestern als Zeuge vor dem Hamburger Landgericht. „Man kann an einer Uni-Klinik unmöglich das, was der Chef als saubere Sache verkauft, hinterfragen“, sagte der Mediziner. Wer den Chef kritisiere, sei schnell draußen.

Der am Montag eröffnete Prozess gegen Hübener (taz berichtete) ist eine Folge des Strahlenskandals am UKE, der 1993 bekannt geworden war. Dem ehemaligen Leiter der Radiologie wird fahrlässige Tötung vorgeworfen. Eine 67-jährige Darmkrebs-Patientin war laut Anklage 1999, elf Jahre nach Behandlung mit der so genannten Sandwich-Methode unter der Leitung des Angeklagten, an den Spätfolgen gestorben. Bei dieser heute nicht mehr angewendeten Therapie wurden zwischen 1986 und Anfang der 90er Patienten vor und nach einer Krebsoperation bestrahlt. Rund 300 Opfer oder ihre Angehörigen meldeten seit Bekanntwerden des Strahlenskandals Schadensersatzansprüche an. Bislang wurden knapp 20 Millionen Euro Entschädigung gezahlt, davon gingen aber nur etwa elf Millionen an die Patienten selbst oder ihre Angehörigen. DPA/TAZ