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WAS MACHEN EIGENTLICH ... die Überflüssigen?Blau

Eigentlich ist ihre Markenfarbe eine ganz andere. Verhüllt in rote Kapuzenshirts machen die „Überflüssigen“ mit Aktionen gegen Lidl oder die Arbeiterwohlfahrt von sich reden. Rot gekleidet waren sie gestern bei der Präsentation ihrer Broschüre zwar auch. Doch ging es ihnen dieses Mal um die Farbe „blau“.

„Diagnose Kapitalismus – medizinisches Wissen zur Überwindung von Arbeitszwang und Behördendrangsal“ heißt der knapp 60-seitige Ratgeber zum Blaumachen, den sie gestern vorstellten. In den 80er-Jahren war das Heft schon einmal erschienen. Damals kam es deswegen bundesweit zu mehr als 100 Hausdurchsuchungen. Aufruf zur Straftat, lautete der Vorwurf.

Jetzt wurde der Ratgeber aktualisiert. „Zu fordistischen Zeiten konnte schon mal ein Schraubenschlüssel aufs Band geworfen werden“, so die Broschüre. In Zeiten der Teamarbeit und Scheinselbstständigkeit funktionierten solche Maßnahmen nicht mehr. Die Alternative: Kollektiv gönnen sich alle häufiger eine Pause.

Lang ist die Liste der empfohlenen Krankheiten: Migräne und Depressionen seien vom Arzt schwer anzuzweifeln. Auch nächtliches Erbrechen habe sich bewährt. Wie „blühendes Leben“ würden die meisten selbst im gesunden Zustand nicht aussehen.

Doch nicht nur auf die Krankheit kommt es an. Um vorm Arzt glaubwürdig zu bestehen, sollte der Blaumacher nicht bloß von typischen Symptomen erzählen. sondern auch von Wehwechen, die mit dem Kankheitsbild gar nichts zu tun haben. Dann kommt der Arzt auch nicht auf die Idee, man hätte alle Angaben aus dem Buch. FLEE FOTO: ARCHIV

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