: Bisky ist weiblich genug für die Linkspartei
Gentlemen first: Linkspartei will Lothar Bisky statt Gesine Lötzsch zum Bundestagsvizepräsidenten machen
BERLIN taz ■ Die Linkspartei muss sich auf eine Kampfkandidatur um das Amt des Bundestagsvizepräsidenten einstellen. Neben Parteichef Lothar Bisky schließt auch die Abgeordnete Gesine Lötzsch eine Bewerbung um den Posten nicht aus. „Ich werde das vom Verlauf unserer Klausurtagung abhängig machen“, sagte Lötzsch der taz. Die Fraktion der Linkspartei kommt am Wochenende in Berlin-Schmöckwitz zusammen.
Eine Fraueninitiative innerhalb der Linkspartei hatte gefordert, das Amt des Bundestagsvizepräsidenten mit einer Frau zu besetzen. Der Grund: Durch die Doppelspitze Gregor Gysi und Oskar Lafontaine sind bereits die zwei wichtigsten Ämter in der Fraktion an Männer vergeben. „Es wäre gut, wenn wir das, was wir an feministischen Positionen vertreten, auch vorleben“, sagte Lötzsch. Ihre Nominierung könnte zudem als „Zeichen für die Rechte der Abgeordneten“ verstanden werden. Die beiden Parlamentarierinnen Lötzsch und Petra Pau waren in der vergangenen Legislaturperiode auf zugige Plätze in der letzten Reihe des Bundestags verbannt worden.
Lötzschs Chancen auf das Amt sind jedoch gering. Nach Informationen der taz haben sich der Parteivorstand und die ostdeutschen Landesvorsitzenden der Linkspartei auf Lothar Bisky festgelegt. Lediglich Stefan Liebich, Chef von Lötzschs Landesverband Berlin, habe sich unentschieden gezeigt. „Die Sache ist gelaufen“, sagte ein Vorstandsmitglied.
Auch die Linkspartei-Frauen rücken offenbar von der Forderung ihrer Initiative ab. Parteivize Dagmar Enkelmann sprach sich öffentlich für Bisky aus: „Glücklicherweise hat Lothar auch ein gewisses weibliches Element, was ihn ja sehr praktisch macht“, sagte sie. Ihre Vorstandskollegin Katja Kipping wollte sich in der Personalfrage nicht festlegen. „Wichtig ist, dass das Frauenportfolio innerhalb der Fraktion insgesamt stimmt“, sagte sie der taz.
Um Geschlechtergerechtigkeit innerhalb des neuen Fraktionsvorstandes herzustellen, wird die Linkspartei ihren Spitzenkandidaten Lafontaine und Gysi voraussichtlich sechs Vize-Fraktionsvorsitzende an die Seite stellen. Kandidaten für die zwei männlichen Posten sind Linkspartei-Wahlkampfchef Bodo Ramelow und WASG-Chef Klaus Ernst, die vier Frauenposten könnten an Gesine Lötzsch, Petra Pau, Dagmar Enkelmann und Katja Kipping gehen. Möglich ist aber auch die Nominierung einer Frau aus den Reihen der WASG. KLAUS JANSEN