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THOMAS MAUCH
Wenn man jetzt bitte mal kurz innehalten könnte, für eine Minute vielleicht. Noch einmal in Gedenken an Jon Lord, dem im Juli dieses Jahres verstorbenen Deep-Purple-Organisten. Und wer sich jetzt dafür interessiert, wie eigentlich die Band selbst mit diesem Verlust umgeht, muss eben am Dienstag zu Deep Purple in die O2-World (20 Uhr, ab 59 €). Wobei die Band ja bereits seit auch schon wieder einem Jahrzehnt auf Jon Lord verzichten musste, weil der sich damals von Don Airey an den Keyboards ersetzen ließ. Überhaupt ist von der allerersten Besetzung der Band nur mehr Ian Paice am Schlagzeug mit dabei. Aber letztlich ist so eine Institution wie Deep Purple allemal größer als nur die Summe der einzelnen Teile, so dass sich eigentlich eher die Frage stellt, gerade im Hinblick auf eine wirkliche Zukunftssicherung der Marke, ob man das mit den einzelnen Musikern vielleicht nicht sogar überbewertet. Stattdessen könnte das mit Deep Purple doch gleich in einem Franchise-System neu gestartet werden, mit Deep Purples überall in der Welt, die dann neben einem verpflichtenden Standardprogramm durchaus mal lokale Besonderheiten durchspielen dürften. Wenn die chinesische Deep-Purple-Inkarnation etwa „Smoke on the Water“ auf Mandarin singt, würde sich das bestimmt hübsch anhören. Jedenfalls sollte man schon rechtzeitig Sorge dafür tragen, dass die ganzen Megabands (entsprechende Namen bitte selbst einsetzen) durch eventuelles persönliches Sterben nicht einfach so dem Geschäft wegbrechen.
Und aus einer Band wie Deerhoof könnte man andererseits gleich wieder mehrere Bands schnitzen mit jeweils ganz unterschiedlichem Profil, weil das Quartett aus Kalifornien auf einem musikalischen Trümmerhaufen wohnt mit zuckersüßen Melodien und einem wilden Collagen-Pop, und darüber eine psychedelische Wetterfront, so dass es donnert und blitzt in dieser hübsch aus dem Ruder laufenden Musik. Jetzt am Donnerstag zusammen mit dem Ex-Deerhoof-Gitarristen Chris Cohen im Festsaal Kreuzberg (Skalitzer Str. 130, 21 Uhr, 15 €).
Oder, auch am Donnerstag, Mardi Grass.BB im Lido (Cuvrystr. 7, 21 Uhr, 18 €): Eine Truppe mit vielen Bläsern, die ohne Probleme den stimmigen Soundtrack für den nächsten Bond-Film schreiben würde, mit Duke Ellington und den Stones gleichermaßen kann und überhaupt die beste Besetzung ist, wenn man mal die Musik für eine anständig schmissige Beerdigung in New Orleans zu organisieren hat.
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