: Versöhnlicher Bürgermeister
Seit 39 Jahren wohnt der kosovarische Bajrush Ymeri, der amtierende Bürgermeister von Novo Brdo (Artana), schon in der Gemeinde mit ihren 4.000 Einwohnern. „Toll ist, dass es hier niemals große Schwierigkeiten zwischen den Bewohnern, gleich welchen ethnischen Hintergrundes, gegeben hat“, erklärte er in einem Gespräch vor einem Jahr. Bei den Kommunalwahlen am vergangenen Sonntag trat Ymeri wieder an – mit guten Chancen auf ein weiteres Mandat.
Während der Milošević-Zeit, als die Serben die Verwaltung stellten, kam es in Novo Brdo nicht zu den sonst üblichen Übergriffe auf Albaner. Und nach dem Krieg 1998/99, als die Serben und Roma unter Druck gerieten, wurden sie von Albanern beschützt.
Der schlanke und umtriebige Kandidat der Demokratischen Liga Kosova (LDK) ist stolz auf den Geist seiner Gemeinde und möchte sie zu einer Touristenattraktion machen. Die Burganlage auf dem Berg über der heruntergekommenen Bergarbeitersiedlung zeugt von der Bedeutung und der langen Tradition des Bergbaugebietes mit seinen Gold- und Silberminen. Nach „Newberghe“ kamen sächsische Bergleute, hier ließen sich Kaufleute aus Dubrovnik nieder. Artana war ein Knotenpunkt wichtiger Verbindungsstraßen.
Die einst reiche Stadt ist bitterarm, die Minen sind stillgelegt, es müssten große Summen investiert werden, um sie profitabel zu machen. Zwar zogen sich die Serben auf Geheiß Belgrads nach der Unabhängigkeitserklärung des Kosovo zunächst aus dem Gemeinderat zurück. Einige jedoch blieben, andere rückten in die Gemeindeverwaltung nach. Heute besteht die Polizei mehrheitlich aus Serben.
Und mit der Gemeindereform im Rahmen des Ahtisaari-Planes würden die Serben sogar die Mehrheit in der Gemeinde stellen. „Einige Serben werden den Boykottaufruf aus Belgrad ignorieren und zu den Urnen gehen“, sagt Ymeri, obwohl die beiden serbischen Kandidaten ihm seinen Wahlsieg streitig machen könnten. Denn auch viele Albaner drohen mit Wahlenthaltung.
Die Vergrößerung der Gemeinde und die sich jetzt abzeichnende serbische Mehrheit gefallen nicht allen. „Am wichtigsten jedoch ist“, sagt Ymeri“, „dass wir trotz aller politischen Querelen an unserer Tradition festhalten.“ ERICH RATHFELDER