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Leider keine Ehre für Albert Luthuli
betr.: „Neues Nationalnarrativ gesucht“, taz vom 28. 2. 17
Schade, dass die UN-Delegation nicht auch Stuttgart besucht hat, dort hätte sie eine hübsche Variante von „wertschätzenden“ Straßennamen entdecken können. Herr Sung, der Vorsitzende der UN-Arbeitsgruppe, kann „nicht verstehen, wieso in Deutschland Kolonialherren mit Straßenschildern geehrt würden“.
So gab es in einem Stuttgarter Stadtteil jahrzehntelang eine Leutweinstraße, über die sich kaum jemand Gedanken machte, weil sie am Fuß eines Weinbergs liegt. Schließlich fand ein kritischer Lokalpolitiker heraus, dass Leutwein ein Gouverneur in Deutsch-Südwestafrika war, der sich an der Niederwerfung von Aufständischen beteiligt hatte. Nach jahrelangem Kampf war endlich der Gemeinderat dazu bereit, die Straße umzubenennen und als Namensgeber den ersten afrikanischen Friedensnobelpreisträger, Albert Luthuli, zu ehren. Doch die Anwohner wehrten sich gegen diese Zumutung und man gab ihrem Widerstand nach: Ihre Straße heißt jetzt schlicht und neutral „Am Weinberg“. Der Name Albert Luthuli wurde in einen anderen Stadtteil verschoben, wo eine unfallträchtige Kreuzung in einen Kreisverkehr umgewandelt worden war.
So gibt es jetzt in Stuttgart einen wohlklingenden Albert-Luthuli-Platz, der in Wirklichkeit ein Verkehrsbauwerk ist ohne angrenzende Häuser, also auch ohne Anwohner, die hätten protestieren können. Die Bewohner des Neubaugebiets, an die der Albert-Luthuli-Platz grenzt, erfuhren von diesem neuen Namen, als die Städtischen Verkehrsbetriebe eine Haltestelle ebenfalls umbenennen mussten, praktisch über Nacht.
Seither prangt ein winziges Straßenschild mit einer winzigen Erläuterung an der Verkehrsinsel mitten im „Platz“, unleserlich für Autofahrer und Passanten. Leider keine Ehre für Albert Luthuli, eher eine solche Diskriminierung, wie sie die UN-Arbeitsgruppe angeprangert hat. MARLIES BEITZ, Stuttgart
Hört auf, schräge Wörter zu verwenden!
betr.: „Neues Nationalnarrativ gesucht“, taz vom 28. 2. 17
Irgendwann vor zwanzig Jahren hat mir einmal ein Dozent unter einer schriftlichen Arbeit, die ich im Rahmen eines Studiums anfertigen sollte, geschrieben, ich sollte mich hüten, zu oft das Wort „Entfremdung“ und „authentisch“ zu benutzen. Ein guter Ratschlag!
Ich empfehle – auch nach Diskussion mit vielen Freunden und Bekannten – den Artikelschreibern der taz den gleichen Ratschlag hinsichtlich des Worts „Narrativ“, nein, vielmehr: Bitte hört auf, dieses schräge Wort zu verwenden, bei dem nie sofort klar ist, was denn der Verwender damit meint!
CORNELIUS EWERING, Münster
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