: Nachhaltig reisen
TOURISMUS Nicht nur eine Frage des Images
Der Deutsche Reiseverband tagte letzte Woche in Montenegro. Motto der Jahrestagung: „Starker Tourismus durch Nachhaltigkeit“. Nun mag die Umweltbilanz der Flüge von 730 Tagungsbesuchern ins schöne Montenegro nicht unbedingt gut sein. Doch vielleicht ist der Kongress ja nachhaltig für die Montenegriner. Das Land am Meer mit den hohen Bergen verspricht sich vom Besuch der versammelten deutschen Reisebranche wieder Touristen an seinen Stränden.
Das Thema Nachhaltigkeit müsse in die Köpfe der Branche, denn nur so kommt es weiter zum Kunden, sagte der Präsident des Deutschen Reiseverbands (DRV), Jürgen Büchy. Um dann ausschließlich über „Wirtschaftsvernichtungspolitik“ zu klagen. Es gebe zu viele Hürden, die das Reisen behindern: die Erhöhung der Mehrwertsteuer für Flussschiffe, Visaregelungen, aber vor allem, „wenn unsere Veranstalter verpflichtet werden, die Flugzeiten verbindlich im Katalog anzugeben“. Das erzwungene Festhalten an starren Flugplänen sei auch ökologisch grober Unfug!
Wobei man wieder beim Thema war. Dieses griff Monika Griefahn auf. Das einstige Vorstandsmitglied von Greenpeace International und ehemalige niedersächsische Umweltministerin ist seit Mai 2012 im Kreuzfahrtunternehmen Aida Cruises zuständig für den Bereich Umwelt und Gesellschaft. Sie kritisierte Plastikmappen und Papierverschwendung der Tagung und kam dann zu den Ansätzen der Aida Cruises: konsequente Mülltrennung, ökologische Teppichböden, reibungsarmer Unterwasseranstrich, weg vom Schweröl, hin zum 3-Liter-Schiff.
Wer meint, Umweltschutz und soziale Verantwortung seien allein Themen für die Imagepflege, wurde von der inhaltlichen Kompetenz Griefahns überzeugt. Nur: Die Umweltbeauftragten im Tourismus überzeugten bislang immer als die größten Blender.
Es sei mutig, dass sich der DRV mit dem Thema Umwelt befasse, war immer wieder am Rande der Tagung zu hören. Nachhaltigkeit ist immer noch ein Reizwort für die boomende Reisebranche. Warum eigentlich? Über geschäftsschädigenden Verzicht redet dabei doch schon lange niemand mehr. EDITH KRESTA