: Selbst mal Rad fahren
Radeln in Hamburg ist kein Spaß, Schuld daran aber sind immer die anderen, befindet die Bürgerschaft
Nichts weniger als „einen Klimawandel für Radfahrer“ hat die GAL gestern in der Bürgerschaft angemahnt. Dem Senat und speziell dem für Umwelt, Stadtentwicklung und Verkehr zuständigen Senator Michael Freytag (CDU) warf der grüne Verkehrsexperte Jörg Lühmann „Versagen“ vor. Vielleicht würde es helfen, so seine ironische Hoffnung, wenn Freytag „einmal selbst Fahrrad fahren“ würde.
Die Debatte fußte auf einer Senatsantwort vom 12. September auf eine Große Anfrage der GAL-Fraktion (taz berichtete). Darin hatte die Regierung des Stadtstaates eingeräumt, „umweltfreundlich“ sei das Fahrradfahren schon. Für das kommende Jahr seien deshalb rund 2,5 Millionen Euro für „eine Verbesserung von Radwegen im Bereich von Schulen“ und für den Neubau zweier Radwege vorgesehen.
Aus grüner Sicht ist das selbstredend zu wenig. Lühmann erinnerte daran, dass der Senat den entsprechenden Etat im laufenden Jahr auf 200.000 Euro herabgesetzt hat – 2001 unter rot-grüner Regentschaft hatte diese Summe noch 4,4 Millionen Euro betragen. Von einer „strukturellen Verbesserung“ für Radfahrer oder gar deren „Gleichberechtigung im Verkehr“ könne also keine Rede sein.
Nicht zufällig hatte Hamburg in einer Umfrage des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) vor zwei Wochen unter allen deutschen Großstädten den letzten Platz belegt. „In keiner Stadt“, lautete das Fazit des ADFC-Vorsitzenden Heiko Schütz, „wurde in jüngster Zeit weniger für den Radverkehr getan als in Hamburg.“
CDU-Verkehrspolitiker Klaus-Peter Hesse hingegen schob alle Vorwürfe postwendend zurück. Schuld am schlechten Zustand der Radwege in der Hansestadt seien SPD und Grüne selbst. Der CDU-Senat, behauptete er, habe deren „jahrelangen Versäumnisse noch nicht aufarbeiten können“. Sven-Michael Veit