kurzkritik
: Vanessa Petruo: mit Potenzial

Sie war ein vor den RTL-Kameras geradezu industriell entworfener Star, sang sich im Jahr 2000 mit den No Angels in die Charts, jeder Song ein Nummer-1-Hit, drei Jahre lang. Dann trennte sich die Band. Vanessa Petruo wagt als erste eine Solokarriere: im Bremer „Römer“ startete sie ihre Clubtour.

Das Publikum hier meidet gewöhnlich den Platz um die Bühne: uncool. Und jetzt?! Alle quetschen sich direkt an die Rampe. Ein gefallener No Angel, zum Anfassen nah. Statt 10.000 Kreischefans in der Stadthalle nun 100 Klatschefans für Petruo. Zweite Chance, zurück auf Start. „Klein, aber gemütlich“, findet sie den Saal, sucht vergeblich einen halben Quadratmeter Platz für ihre Partygirl-Tanzeinlagen. Sie lässt sich mit einer VIP-Limousine kutschieren, nimmt Briefchen der Kinderfans dankend entgegen, zieht sich für große Kerls besonders wenig Hose an. Schamvoll testet sie persönliche Ansagen. Ihr Septett darf mächtig laut hammondorgeln, riff-rocken, funky grooven und soulig mitsingen.

Auch eine 25-jährige No Angel-Latina muss den Fokus langsam von ihrem Körper auf ihre Stimme verlagern. Das Potenzial ist da, die Songs sind allerdings noch so originell wie ein Eisberg vor Grönland. Jens Fischer