: Der Optimistische
Als Lorenz-Günther Köstner im Januar 2010 erstmals das Bundesligateam des VfL Wolfsburg übernahm, feixten die Journalisten bei seinen Pressekonferenzen und gaben ihm keine drei Wochen. Zu altbacken klangen seine Sätze. Es hatte zudem etwas Skurriles, wenn er in Höchstlautstärke den Fußball zur Tugendfrage reduzierte. Aber am Ende hatte der Nachfolger von Armin Veh den ins Trudeln geratenen Meister auf Rang 8 geführt und von 15 Spielen acht gewonnen und nur fünf verloren.
Nun – in seinem zweiten Einsatz als Interimstrainer der VW-Tochter VfL Fußball GmbH – hat er von sechs Spielen vier gewonnen. Und auch beim 1:1 gegen Werder Bremen am Samstag war zu sehen, dass er den VfL zumindest vorübergehend auf erstaunliche Weise konsolidiert hat. Vor seinem Spiel 1 hatte sich der 60-Jährige – „instinktiv“, wie er sagte – für ein Team entschieden und hält seither daran fest. Dazu gehören, anders als bei Magath, Kjaer in der Innenverteidigung, Polak und Josue auf der Doppelsechs und Hasebe auf der rechten Seite. Marcel Schäfer ist auf seine angestammte Position als linker Verteidiger zurückgekehrt. Das rätselhafte Flugballspiel hat Köstner entschärft, das Team verteidigt heute kompakter und ist dadurch stabiler. Vor allem bringt man den klassischen Spielmacher Diego jetzt weiter nach vorn und damit besser ins Spiel. Und damit auch den für das Toreschießen zuständigen Bas Dost. Mit dem Punkt gegen Werder zeigte sich Köstner zufrieden, er rechnet mit „weiteren Erfolgserlebnissen“.
Köstner stammt aus dem Oberfränkischen und war Mitte der 70er Profi in Mönchengladbach zur großen Zeit der Borussia. Sein größter Erfolg als Trainer: 1999 coachte er den No-Name-Klub SpVgg Unterhaching in die Bundesliga und wurde dort einmal Zehnter. Was seine Zukunft in Wolfsburg angeht, so hat der neue Sportchef Klaus Allofs klargemacht, dass er für Aktivismus bei der Trainersuche keinen Grund sieht. Köstner „macht sehr gute Arbeit“, sagt er. Und es sei ja klar, dass „Bundesligatrainer der geilste Job der Welt“ sei.
Die beste Pointe aus seinen 13 Jahren bei Werder Bremen ist ja, dass Allofs in der ganzen Zeit weder einen Trainer eingestellt noch entlassen hat. Die Winterpause dürfte da das Mindeste sein, was Köstner erreicht. Wenn der Sprecher seinen Namen ruft, dann bebt die VW-Arena. Tätschelt er einen Spieler liebevoll, ist klar: Damit soll auch Vorgänger Magath exorziert werden.
Doch kann der Interimstrainer tatsächlich Klaus Allofs’ Weggefährte beim strategischen Neuaufbau des VfL sein? Wolfsburg jetzt sympathisch und modern machen – das ist eine Herkules-Aufgabe. PETER UNFRIED
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