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Archiv-Artikel

„Keine Sichtschneisen“

LICHTERKETTE Die Initiative „Kleiner Stadtwerderwald“ protestiert für die Bäume an der Kleinen Weser

Von AG
Michael Riechers, 49

■ wohnt in der Neustadt und engagiert sich in der Initiative „Kleiner Stadtwerderwald“.

taz: Herr Riechers, am Donnerstag entscheidet der Neustädter Beirat über den Stadtwerder-Wald. Was genau fordern Sie?

Michael Riechers: Dass der Wald bleibt, wie er ist. Wir akzeptieren die geplanten drei Fußwege, um das Neubaugebiet zu erschließen. Wir wollen denen, die dort wohnen werden, das Wäldchen nicht vorenthalten. Sichtschneisen, wie Bausenator Loske sie plant, wollen wir auf keinen Fall.

Geht es Ihnen um die Fledermäuse oder Grün in der Stadt?

In unserer Gruppe gibt es ganz unterschiedliche Beweggründe. Die Fledermäuse sind einer. Gestern haben wir Bürgermeister Böhrnsen 7.901 Unterschriften übergeben. Dem einen geht’s ums Joggen im Grünen, mir um den Anblick der hohen Bäume.

Heute protestieren Sie mit einer Lichterkette. Die verbindet man mit Protesten gegen Ausländerfeindlichkeit, wie nach den Brandanschlägen in Mölln. Da geht es um Menschenleben, Ihnen um Bäume.

Lichterketten sind in ihrer Stille sehr mahnend und haben etwas Ästhetisches und Schönes. So es ist auch mit dem Wäldchen.

Das Bauressort hat bereits Zugeständnisse gemacht …

Wir sind nicht sicher, ob das tatsächlich Zugeständnisse sind. Statt zwei Schneisen von 35 und 50 Metern plant man eine ellipsenförmige Lichtung von 117 Metern Ausdehnung.

Ihr Protest hat sich stark auf Senator Loske eingeschossen.

Das geht gar nicht so sehr von uns aus. Man kann sich nicht aussuchen, wer sich mit einem solidarisiert. Momentan ist Loske für uns aus dem Fokus, die Entscheidung liegt beim Beirat. Sollte der sich für die Abholzung aussprechen, wäre Loske wieder der Entscheidungsträger. Dann müsste er damit rechnen, dass wir Druck ausüben und ihn persönlich vorführen. Diesen Wald hat kein roter und keiner schwarzer Bausenator angetastet – nun will das ausgerechnet ein grüner. Das können wir nicht akzeptieren.INTERVIEW: AG

18 Uhr, Wilhelm-Kaisen-Wache