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Archiv-Artikel

Für das Yaam geht’s ums Ganze

SPREEUFER Die Betreiber des Clubs treffen sich heute mit Vertretern aus der Politik, um über mögliche Standorte zu entscheiden. Auch der Grundstücksbesitzer Urnova ist dabei

„Wenn wir keine Einigung erzielen, müssen wir dichtmachen“

YAAM-CHEF ORTWIN RAU

VON JULIA AMBERGER

Letzte Chance für das Yaam: Am heutigen Mittwoch soll entschieden werden, ob der Reggae-Club zumindest so lange auf dem Gelände am Ostbahnhof bleiben kann, bis eine Alternative gefunden ist oder auf dem Gelände gebaut wird. Dazu trifft sich der Clubchef Ortwin Rau mit dem Chef der Senatskanzlei Björn Böhning (SPD), dem grünen Bezirksbürgermeister Schulz, dem Clubbeauftragten der CDU, Christian Goiny, und dem spanischen Grundstückseigentümer Urnova. „Es geht um alles“, sagt der Yaam-Chef. „Wenn wir keine Einigung erzielen, dann müssen wir dichtmachen.“

Rau hofft auf konkrete Vorschläge für ein Ersatzgrundstück, auf dem der Club dauerhaft bleiben kann. Denn das 8.900 Quadratmeter große Grundstück, auf dem das Yaam derzeit kostenlose Angebote für Jugendliche macht und Konzerte veranstaltet, soll verkauft werden. Die spanische Immobilienfirma hatte dem Club im Oktober gekündigt und gefordert, das Gelände bis zum 10. Dezember zu räumen. Die Frist von 60 Tagen im Falle einer Kündigung sei bereits 2009 mit Rau vereinbart worden, so Urnova-Rechtsanwalt Tilman Scheffczyk.

Ursprünglich hatte das Yaam zwar mit Urnova vereinbart, dass der Club erst geht, wenn ein Käufer für das 26 Millionen teure Gelände feststeht – dies ist bisher aber nicht der Fall. „Es gibt mehrere Kaufinteressenten“, sagt Scheffczyk. „Die gehen aber nicht zum Notar, solange das Yaam noch auf dem Gelände steht“. Die Yaam-Leute wollen Urnova darum bitten, ihre Forderungen zu überdenken. „Wir wollen erst umziehen, wenn gebaut wird oder wir ein neues Gelände in Aussicht haben“, sagt Rau.

Finanzsenator Ulrich Nußbaum (parteilos) hat bereits eine Liste mit möglichen Ersatzgrundstücken erstellt – doch die Suche nach einem Kompromiss gestaltet sich schwierig. Zunächst war das Tempelhofer Feld im Gespräch. Da das Gelände aber nicht nachts genutzt werden darf, kommt es für das Yaam nicht infrage. „Ein Umzug nach Marzahn wäre genauso sinnlos“, sagt Rau. Denn viele BesucherInnen kämen aus benachbarten Quartieren.

Das Yaam hat in unzähligen Fremdenführern und Youtube-Videos das Image der Stadt geprägt: Die Band-Mitglieder von Seeed hatten ihre ersten Auftritte im Yaam, NBA-Star Dirk Nowitzki zählt zu den Gästen. Vor diesem Hintergrund hofft der Club auf Unterstützung von Senat und Bezirk. „Wir leisten wertvolle Kultur- und Integrationsaufgaben zum Nulltarif“, so Rau.

Der Club finanziert sich bislang allein durch Eintrittsgelder – auch aufgrund der geringen Miete, die das Yaam zahlen muss. Auch das macht die Suche nach einem Ausweichgrundstück nicht leichter: Ein teurerer Standort komme für sie nicht infrage, sagt Rau.