SOUNDTRACK

Einmal Radiohead ohne Wärme, aber mit angebautem Discozelt bitte. Nigel Godrich ist eine Art zentraler Randgestalt im Radiohead-Universum. Er hat deren letzten sechs (und damit fast alle) Alben produziert, was bei dieser Band einer – inoffiziellen – Mitgliedschaft gleichzustellen ist. Ob nun Godrich mehr den Sound von Radiohead oder Radiohead mehr den Sound von Godrichs neuer Band Ultraísta geprägt hat, ist unter diesen Umständen natürlich schwer zu ermitteln. Hohen Wiedererkennungswert besitzt jedenfalls die hier zum Einsatz gebrachte Technik der geschichteten Synthie-Sounds und das Prinzip des ewigen Loops, eher eigen ist hingegen das stärkere Setzen auf Tanzbeats, die die Band in begrenztem Umfang tanzbar machen. Die nachhaltigsten Akzente setzt hier allerdings Laura Bettinson, deren gleichzeitig leidende und kühle, stets leichte Distanziertheit zum Ausdruck bringende Stimme die Sache doch davor bewahrt, allzusehr vor sich hinzufließen. Und Godrich selbst? Er verweist auf die Inspiration durch den „extremism of futurist ideas“. Wer da etwas ins Zweifeln gerät, dem schickt der gute Mann allerdings auch den klugen Hinweis hinterher:“pop doesn’t always have to be crass“. Und das trifft es dann wohl eher. Fr, 30. 11., 19 Uhr, Molotow, Spielbudenplatz 5

Schnell noch mal in einem würdigen Rahmen ansehen, bevor die Dame beim nächsten Mal möglicherweise in der 02-World absteigt. Immerhin wird die in England und Schweden aufgewachsene Miriam Bryant derzeit als „heißester Pop-Export“ (ARD-Morgenmagazin), als „die schwedische Pop-Hoffnung in den kalten Tagen des Jahres“ (SWR 3) bzw. als die „schwedische Pop-Hoffnung des Winters“ (Intro) gehandelt. Die 21-Jährige wurde nach erst einer Single-Veröffentlichung von der EMI unter Vertrag genommen, aber den Majors sitzt das Geld ja nun auch nicht mehr ganz locker in den Taschen. Geboten wird entsprechend auch größere Kreise ansprechender tragisch-hymnisch ausfallender Pop – mal balladesk mal ordentlich orchestriert – aus dem Bryants leicht soulige Gesangsgewalt ordentlich herausragt. Und der hier und dort kursierende Vergleich mit Adele? Geht im großen Ganzen auf, sofern er sich auf das Stimmvolumen bezieht. So, 2. 12., 20 Uhr, Prinzenbar, Kastanienallee 11

Man mag es traditionell beweglich im Hause Efterklang. Gesucht wird seit Beginn der Band mal die Verbindung mit Visual Arts, mal mit Orchestern, mal mit Regisseuren, mal mit Nebeln, die alles in mystisch-märchenhafte Stimmung tauchen, so dass einem ein ganzes Spektrum an sehr unterschiedlichen Verweisen in den Sinn kommt; hier Trentemøller, da Radiohead, dort – deutsches Publikum – Kante. Auf dem neuesten Album, Piramida (2012), ist man nur noch zu Dritt und tendiert in diesem Zuge auch zu einer gewissen, mit Alltagsgeräuschen einer verlassenden Bergarbeiterstadt spielenden, Reduziertheit. Im Kern bleibt aber jene zwischen Post-Rock und großen Harmoniebögen angesiedelte feine Melancholie erhalten, die die Dänen bereits auf den drei Vorgängeralben entfaltet haben und für deren Wärme man sie ausdrücklich gerne hat. Di, 4. 12., 20 Uhr, Kampnagel, Jarrestraße 20NILS SCHUHMACHER