MUSIK

MusikTim Caspar Boehmehört auf den Sound der Stadt

Herzlichen Glückwunsch, Herr Doktor! Der in Berlin lebende Kontrabassist Christopher Williams hat unlängst seine Dissertation veröffentlicht, mit der er an der Universität Leiden promoviert wurde. Titel: „Tactile Paths“. Mit diesen taktilen Pfaden erkundet Williams das unwegsame Gelände, auf dem sich Musiker bewegen, die wie er ständig zwischen Notation und Improvisation navigieren. „Tactile Paths“ heißt auch ein Festival, das in der Reihe „Kontraklang“ am Samstag und Sonntag im Heimathafen begangen wird. Die Übereinstimmung war kein Zufall – Williams ist einer der Kuratoren der Reihe. An den beiden Abenden treffen Komponisten, Musiker, Tänzer und Filmemacher aufeinander, darunter das Ensemble Maze aus Amsterdam, das Berliner Adapt/Oppose Ensemble und das Duo Reidemeister Move,bestehend aus Robin Hayward an der mikrotonalen Tuba und Christopher Williams. Die kompositorisch-improvisatorischen Grenzgänge stammen etwa von Annea Lockwood, Wadada Leo Smith und Els Vandeweyer (Karl-Marx-Str. 141, je 20 Uhr, VVK: 11/9 €, 
AK: 13/10 €).

Wenn es dann doch lieber komponierte Noten sein sollen, gäbe es am Samstag alternativ in der Akademie der Künste ein Konzert des Sonar Quartetts, das in klassischer Streichquartettbesetzung aufspielt. Programmatisch passend, steht das Konzert unter dem Titel „Pure“, zu hören sind Werke von György Ligeti, Mark Andre, Klaus Huber und Michael Wertmüller. Keine kleine Konkurrenz – und eine Uraufführung (Hanseatenweg 10, 20 Uhr, 10/8 €).

Sonntag hingegen bleiben die Instrumente im Roten Salon der Volksbühne überwiegend sich selbst überlassen: Das Duo Driftmachine gibt eine Kostprobe seiner praktisch generativen Musik. Andreas Gehrt und Florian Zimmer verbarrikadieren sich hinter schrankwandähnlichen modularen Synthesizern – optisch, wenn auch nicht musikalisch eine Rückkehr zu den Keyboardtürmen der siebziger Jahre – und gestatten diesen kompliziert verkabelten Maschinen ein Eigenleben mit Loops und geringfügiger menschlicher Intervention. Gibt es so nur analog (Rosa-Luxemburg-Platz, 20 Uhr, 15 €).

Dienstag könnte man dann ausnahmsweise in die Akademie der Künste zurückkehren. Der italienische Klangkünstler Alessandro Bosetti, der sich auf so virtuose wie komische Weise der gesprochenen Sprache als Kompositionsmaterial bedient, errichtet dort über fünf Stunden eine „Sound-Skulptur“ mit dem Titel „Blurring Waters, Burning Needs“. Bosetti und weitere Performer führen Gespräche nach bestimmten Regeln. Dabei kommt man irgendwann zwangsläufig dazu, mehr auf Klang und Rhythmus zu achten als auf die Inhalte (Hanseatenweg 10, 17–22 Uhr, Eintritt frei).