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Das Private pisst politisch

Foto: Karolina Meyer-Schilf

Die CDU-Bürgerschaftsfraktion findet, die Berliner Mauer und das Freiluft-Pissoir am Bahnhof passen nicht zusammen. Dabei liegt der Zusammenhang zwischen „Bahnhof“ und „Pinkeln“ auf der Hand, während man die Erklärung, was ein Stück der Berliner Mauer ausgerechnet am Bremer Hauptbahnhof soll, lange suchen muss. Ästhetisch schlägt das elegant geschwungene, mit grüner Ornamentik versehene Pissoir das im VEB Baustoffkombinat Neubrandenburg in Malchin aus Stahlbeton B 300 hergestellte Stützwandelement UL 12.41 um Längen. Daran ändert auch die im Asbestzementwerk "Otto Grotewohl" gefertigte Abdeckungsröhre nichts. Und das Relikt, das für Unterdrückung und Schießbefehle steht, zu besprayen, würde Klaas Rohmeyer und die seinen wahrscheinlich ebenso auf die Palme bringen wie es das Zentralkomitee und dessen Vorsitzenden ärgerte. Dank des Urinals wissen mittlerweile mehr BremerInnen von der Existenz der Mauer am Bahnhof als zuvor. Insofern erweist es sich als wichtiger Beitrag zur Aufarbeitung der deutsch-deutschen Geschichte und zum Aufruf, endlich wenigstens an die Mauern in den Köpfern zu pinkeln. (taz)

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