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Archiv-Artikel

CDU triumphiert über „Punktlandung“

Bei der Nachwahl in Dresden erringt die CDU genau die Stimmen, die sie braucht – nicht mehr, nicht weniger

Peggy Bellmann, 19, Dresdner FDP-Kandidatin: „Von der CDU kam nicht ein Wort des Dankes!“

DRESDEN taz ■ Peggy Bellmann, die aparte 19-jährige Dresdner Direktkandidatin der FDP, ist sauer. „Von der CDU kam nicht ein Wort des Dankes!“ Nach der Bundestagswahl hatte sie die Nachwähler in Dresden zu einem taktischen Votum aufgefordert. Der FDP-Jungstar verzichtete auf weitere Eigenwerbung zugunsten des CDU-Direktkandidaten Andreas Lämmel. Dafür sollten die Wähler lieber der FDP die Zweitstimme geben. Denn bei knapp 24.000 Stimmen hätten die sächsischen Liberalen einen Bundestagssitz hinzugewonnen, während der CDU bei mehr als 41.000 Zweitstimmen der Verlust eines Überhangmandats drohte.

Ein erheblicher Teil der bürgerlichen Wähler im Wahlkreis Dresden I unterschied nun tatsächlich klar zwischen Erst- und Zweitstimme. Dank des FDP-Aufrufs gewann CDU-Direktkandidat Lämmel fünf Punkte Vorsprung vor der SPD-Konkurrentin Marlies Volkmer und zieht mit 37 Prozent vom Landtag in den Bundestag um. Und mit 38.202 Zweitstimmen blieb die CDU knapp unter der Grenze, die das Überhangmandat gefährdet hätte. „Eine Punktlandung!“ triumphierte deshalb der Dresdner Kreisvorsitzende Lars Rohwer. Dankerweisungen an die FDP lehnte er ebenso ab wie zu vor eine Absprache mit den Liberalen. Das Gesamtergebnis der Bundestagswahl mit dem FDP-Zweitstimmenerfolg habe gezeigt, dass man in Zukunft keine Stimmen mehr auszuleihen habe. Die Liberalen in Sachsen erhielten den Trostpreis, mit 16,6 Prozent der Zweitstimmen ein Listenmandat von Nordrhein-Westfalen nach Sachsen geholt zu haben. Die SPD verlor ebenso wie die CDU Stimmen gegenüber 2002, wurde mit 27,9 Prozent aber erneut stärkste Zweitstimmenpartei in Dresden. An ihrer Fraktionsstärke im Bundestag ändert sich nichts. Ihre Kandidatin Marlies Volkmer ist bereits über die Landesliste im Bundestag. Für die Grünen fiel das Ergebnis in ihrer sächsischen Hochburg Dresden mit 7,1 Prozent der Zweitstimmen eher mager aus. Ohne größere Emotionen quittierte auch Landeswahlkampfleiter Rico Gebhardt von der Linkspartei den Zugewinn seiner Partei auf knapp 20 Prozent: „Der Einzug der Kommunisten in das Landesparlament der Steiermark ist die eigentliche Nachricht des Tages.“ MICHAEL BARTSCH