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Archiv-Artikel

Einblick (114)

Peter Kees, Künstler

taz: Welche Ausstellung in Berlin hat Sie zuletzt an- oder auch aufgeregt? Und warum? Peter Kees: Die momentane Inflation der Kunst ist bemerkenswert. Abzulesen auch am Phänomen des Kunstmarktes. Vier Kunstmessen in der Stadt beschreiben den Weg einer New Economy, die Kunst immer mehr zur Aktie werden lässt. Ob das das Ende der Kunst bedeutet? Aber auch auf diesen Kunstmessen beeindrucken mich die Werke, deren Substanz sich nicht von den ökonomischen Kriterien zwingen lässt.

Welches Konzert oder welchen Klub können Sie empfehlen? Sir Simon Rattle und die Berliner Philharmoniker sind für mich noch immer der beste Klub. Im Ernst, beispielsweise eine Mahler-Symphonie drückt für mich derart viel Kraft und Intensität – auch die Abgründe des Lebens – aus, dass es sich zu leben lohnt!

Welche Zeitschrift/welches Magazin und welches Buch begleitet Sie zurzeit durch den Alltag? Gestern habe ich wiedermal Gabriele Goettles „Deutsche Spuren“ aus dem Regal genommen. Eine Autorin, die mich immer wieder begleitet, deren detaillierter Blick, deren eindringlicher Erzählstil das Leben einfach bereichert. Von ihrem Blick auf Menschen und Dinge kann man unbedingt lernen.

Welcher Gegenstand/welches Ereignis der Alltags macht Ihnen momentan am meisten Freude? Ich freue mich auf die neue Bundesregierung … wenn ich oben von der Inflation der Kunst sprach und deren zunehmende Vermarktung, dann lassen sich hier gesellschaftliche Entwicklungen ablesen. Vielleicht sollten die gesellschaftlichen Zusammenhänge einmal grundsätzlich bedacht werden. Das, was lange gut funktioniert hat, muss nicht ewig funktionieren. Und um es auf den Punkt zu bringen: viel zu wenig werden die Grundlagen der Ökonomie in Frage gestellt. Sind zum Beispiel Zins und Zinseszins wirklich noch tragbar? Hier gäbe es sehr viel zu diskutieren und zu verändern – immerhin, im Alltag lässt sich so einiges ablesen, das bedenkenswert, wenn nicht gerade zu alarmierend ist.