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Archiv-Artikel

Papamobil light für Busfahrer

Neue BVG Busse werden künftig mit Sicherheitsscheiben und Videokameras ausgerüstet. Den Fahrern soll so die Angst vor Übergriffen genommen werden

„Die Mehrheit will die Scheibe. Alles, was zu mehr Sicherheit führt, wird begrüßt“

Mit dem Einbau von Sicherheitsscheiben und Videokameras in die neuen BVG-Busse soll das Sicherheitsgefühl der Fahrer erhöht werden. Bei der Scheibe handelt es sich um ein gebogenes Glas, das den Fahrer im Rückenbereich und zum Teil auch an der Seite vor Angriffen schützen soll.

Hundertprozentige Sicherheit vor Übergriffen bietet diese Maßnahme indessen nicht. „Das ginge nur, wenn man den Fahrer in einer Glaskabine komplett abgeschottet“, sagt BVG-Sprecher Klaus Wazlak. Das sei aber nicht gewollt. „Busfahren ist eine Dienstleistung. Das heißt auch, Ansprechpartner zu sein.“

Trotzdem hofft die BVG, dass von den umgerüsteten Bussen eine beruhigende Wirkung ausgeht. In diesem Jahr sind bis Ende August rund 80 gewalttätige Angriffe auf Busfahrer registriert worden. 2003 waren es im gleichen Zeitraum ähnlich viele. Eine signifikante Steigerung ist laut Wazlak also nicht zu verzeichnen. Häufungen wie am vergangenen Wochenende gebe es immer mal wieder. Ein Busfahrer wurde mit Fäusten traktiert. In anderen Fällen wurden haltende Fahrzeuge mit Flaschen bzw. Eiern beworfen. Die Täter seien in der Regel junge Männer im Alter von 16 bis 30 Jahren, so Wazlak.

Sicherheitsscheibe und Videokamera seien in zwei neuen Gelenkbussen des Typs Solaris erfolgreich getestet worden, heißt es. 130 neue Solaris-Busse mit der entsprechenden Ausstattung seien nun geordert. Dass es sich lohnt, die alten Busse umzurüsten, bezweifelt der BVG-Sprecher, zumal ein Drittel der Busflotte in nächster Zeit ohnehin erneuert wird.

Zum festen Standard der neuen Bussen gehört auch die Videoüberwachung. Die Erprobungsphase habe gezeigt, dass Vandalismus – Scheibenscratching und Polsteraufschlitzen – in den Fahrzeugen kaum vorgekommen sei, so Wazlak. Wie auf den videoüberwachten U-Bahnhöfen würden die Aufnahmen in den Bussen nach spätestens 24 Stunden gelöscht, wenn keine Vorkommnisse zu verzeichnen seien. Darauf hat sich die BVG mit dem Datenschutzbeauftragten verständigt.

Der Personalratschef der BVG, Uwe Nitzgen, begrüßt die geplanten Maßnahmen. Eine Umfrage in der Belegschaft habe gezeigt: „Die Mehrheit will die Scheibe. Alles, was zu mehr Sicherheit führt, wird begrüßt.“

Allerdings gibt es auch Busfahrer, die eine Vollverglasung der Fahrerkabine vorziehen würden. „Entweder ganz oder gar nicht“, erfuhr die taz aus Fahrerkreisen. Als Grund wird angeführt, dass die meisten Angriffe auf Busfahrer in der Vergangenheit nicht von hinten, sondern von der Seite erfolgten. Dort sei man auch weiterhin schutzlos.

PLUTONIA PLARRE