Was tun in Hamburg?
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Mi, 7. 12., 19.30 Uhr, Jüdischer Salon im Café Leonar

Kochbuch einer Überlebenden

Welch eine Idee: Familiengeschichte anhand von Kochrezepten zu erzählen. Noch dazu eine so berührende wie die der Holocaust-Überlebenden Ruth Melcer, 1935 in Polen geboren und heute in München zu Hause. Das KZ Auschwitz hat sie erlebt und zwar nicht ihre Eltern, aber den sechsjährigen Bruder und andere Verwandte verloren. Und jetzt die Waghalsigkeit begangen, in „Ruths Kochbuch“ (Gerstenberg Verlag, 160 S., 19,95 Euro) Rezepte ihrer Familie mit kleinen, traurigen Familiengeschichten, heimeligen Koch-Erinnerungen und sachlichen Informationen über jüdische Koch- und Festtagsbräuche zu streuen. Denn Kochen ist Kultur, Essen starker Erinnerungs-Anker. Ein gelungenes Experiment. PS

Do, 8. 12., 21.30, Hafenklang

Von Alten lernen

Ganze Generationen von Bands haben die 1978 gegründeten, dann mehrfach aufgelösten und wiedergegründeten und 2008 nach zehnjähriger Pause, nun ja, endgültig wiederauferstandenen Postpunks von The Monochrome Set um Sänger und Songwriter Ganesh Seshadri alias Bid, Gitarrist Lester Square und Bassist Andy Warren in den fast 40 Jahren geprägt – auch wenn sie zu den ganz Großen und kommerziell Erfolgreichen ihrer Zunft nie zählen durften: Hätten etwa Franz Ferdinand nicht ausdrücklich auf das Quintett aus London verwiesen, den Schotten um Alex Kapranos hätte eine amtliche Plagiats-Affäre ins Haus gestanden. Texte, lakonischer Gesang, das stilisierte adrette Auftreten, der Retro-Gitarrenstil irgendwo zwischen Bossa Nova, Afro- und 60s-Pop: Alles haben sie sich bei The Monochrome Set abgekuckt, als entstamme es eins zu eins deren Video zu „The Jet Set Junta“.

 Am Donnerstag sind die Stil-Wegbereiter ganz intim im Goldenen Salon des Hafenklang zu erleben. Und haben ihr 13. Album „Cosmonaut“ dabei, erschienen beim Hamburger Label Tapete Records. Und das zeigt auch noch der nächsten Generation, dass man von den Alten immer noch viel lernen kann: wie man drei Generationen britischer Musikgeschichte ganz nonchalant zusammenbringen kann – in nur einer halben Stunde.

So, 4. 12., 14 Uhr, Institut für die Geschichte der deutschen Juden

Weihnukka

Schon Theodor Herzl, der Vater des politischen Zionismus, hat es gefeiert: Im „Weihnukka“-Fest finden seit mehr als 100 Jahren das christliche Weihnachten und das jüdische Lichterfest Chanukka zusammen: Lebkuchen treffen auf Latkes, neben dem achtarmigen Leuchter hängen Davidsterne im Tannenbaum.

 Am Sonntag wird nicht nur das gefeiert im Institut für die Geschichte der deutschen Juden – sondern auch dessen 50-jähriges Bestehen: 1966 war es die erste Forschungseinrichtung in der Bundesrepublik, die sich ausschließlich der deutsch-jüdischen Geschichte widmet. Ab 14 Uhr lädt das Institut deshalb zum Tag der offenen Tür, mit Vorträgen zu den Themen Forschen, Erinnern und Weitergeben. Ab 17.30 Uhr wird zum fünften Mal Weihnukka gefeiert. Präsentiert werden dabei auch aktuelle Bücher zu jüdischen Themen, Autor Gerhard Spoerl liest außerdem aus seinem Roman „Es muss noch etwas anderes geben als Angst und Sorge und Herrn Hitler“. MATT