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Archiv-Artikel

Einheit des Gegensätzlichen

KUNST Das kubanische Künstlerduo Los Carpinteros bringt in seinen Arbeiten Form, Funktion und Bedeutung in produktiven Widerspruch und kommentiert humorvoll Geschichte und Gegenwart Kubas

Von MATT

Ihr Name verweist noch heute auf den Mangel, aus dem das kubanische Künstlerduo Los Carpinteros – zu deutsch: die Schreiner – Anfang der 90er, nachdem Fidel Castro nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion den Beginn einer „Sonderperiode“ verkündet hatte, eine Tugend gemacht hat: Überwiegend mit recyclebarem Material und angeschwemmtem Holz hat das damals noch als Trio agierende Künstlerkollektiv gearbeitet, hat begonnen, sich mit der Umkehrung all der politischen und ideologischen Paradigmen, aus denen das revolutionäre Projekt seine Legitimation geschöpft hatte, zu beschäftigen. Es ist diese oft humorvolle Transformation, das Anknüpfen an der kubanischen Gepflogenheit, alles zu reparieren, wieder zu verwenden und neu zusammenzubauen, das auch heute die Arbeiten der Carpinteros auszeichnet.

Ein Beispiel dafür ist die Skulpturengruppe „Movimiento de Liberación Nacional“ – „Nationale Befreiungsbewegung“: Schwarze Barbecue-Grills in Form eines fünfzackigen Sterns, ein Zeichen typisch US-amerikanischen Freizeitvergnügens fällt mit dem Symbol der klassenlosen Gesellschaft zusammen. Eine Aneignung, die dem revolutionären Zeichen die Sprengkraft nimmt und es in einen alltäglichen Gebrauchsgegenstand verwandelt, Gegensätzliches zu einer skulpturalen Einheit verbindet. Ganz ähnlich „Portaviones“ – „Flugzeugträger“: ein Modell eines Swimmingpools in Form eines Flugzeugträgers: Ein Bild privaten Vergnügens und zugleich eines übrig gebliebenen Statussymbols des überwundenen Kapitalismus verknüpft mit einem Symbol militärischer Macht.

Bis Anfang Februar ist die in Kooperation mit dem Schweizer Kunstmuseum Thum entstandene Ausstellung „Silence Your Eyes“, die erste umfassende Einzelausstellung der Carpinteros im deutschsprachigen Raum, im Kunstverein Hannover zu sehen. Einen Fokus setzt die Ausstellung dabei auf architektonische Bildwelten, gezeigt wird eine Auswahl der wichtigsten Werkgruppen aus privaten, öffentlichen und musealen Sammlungen, großformatige Zeichnungen und raumgreifende Installationen.  MATT

■ Hannover: bis 3. Februar 2012, Kunstverein Hannover, Sophienstraße 2, Di – Sa 12 – 19 Uhr, So und Feiertag 11 – 19 Uhr