sichtet die sozialen Bewegungen in der Stadt

JÖRG SUNDERMEIER

Um die „Unterbringungspolitik“ für Geflüchtete wird es heute Abend ein weiteres Mal im Hauptgebäude der TU (Straße des 17. Juni 135, 18 Uhr) gehen. Und zwar im Rahmen der Ausstellung „Residenzpflicht – Invisible Borders“. Es geht hier speziell um die Verhältnisse in Berliner „Gemeinschaftsunterkünften“, also etwa um die Frage, wieso es Geflüchtete in Friedrichshain-Kreuzberg verhältnismäßig besser haben als Flüchtlinge in Hellersdorf. Wie sieht es in den Unterkünften aus? Die Fakten werden hier an diesem Abend allerdings im Rahmen eines Quiz vermittelt – Unterhaltung als Aufklärung mithin. Ob das aufgehen kann?

Am Samstag gibt es zwei Seminare zu drängenden Themen. Im Büro der Naturfreundejugend (Weichselstraße 13/14, ab 12 Uhr) wird es um die in Kreisen der Linken immer heftiger verfochtenen Polyamorie gehen. Alle lieben alle, die freie Liebe ist verwirklicht und Eifersucht wird ausgeschaltet sein – so die Idee hinter dem Konzept Polyamorie. Aber klingt das nicht gefährlich nach Konzepten, die schon mal Anfang des 20. Jahrhunderts en vogue waren, und die Erich Mühsam in seinen „Freivermählten“ aufgegriffen hat? Die Gruppe Jimmy Boyle, die das Tagesseminar veranstaltet, will sich diesem Liebeslebenskonzept jedenfalls sehr kritisch nähern.

Ebenfalls am Samstag wird in der Tristeza (Pannierstraße 5, 15.30 Uhr) dagegen die Theorie mit dem Rausch verknüpft, bei der „Sterni-Konferenz“ – benannt nach der Billigbiermarke Sternburg – werden „ExportInnen“ über Bier und Gesellschaft reden. Am Samstag sind es Tatjana Golova und Ralf Hoffrogge, die über Kneipen als „Räume kollektiver Identität“ reden oder, noch prägnanter, über „Alkohol und Sozialismus“. Und bei aller Alberei – sie meinen es ernst mit ihrer Konferenz!

Am Dienstag schließlich wird in der Lunte (Weisestraße 53, 20 Uhr) aus Anlass des Tags der Menschenrechte über die Todesstrafe geredet, die ja weiterhin weltweit angewandt wird und auch hier immer wieder gefordert wird, obschon das Grundgesetz sie verbietet. Hier soll nicht über die „Fälle“, sondern über die ordnungspolitischen Funktionen der Todesstrafe geredet werden, über Staatsterror als Einschüchterungsmittel. Das Berliner Free Mumia Bündnis wird dabei nicht ausschließlich über die Todesstrafe in den USA reden, steht zu hoffen, sondern gerade auch über jene Länder, die die Todesstrafe plötzlich wieder einführen – oder sie religiös rechtfertigen.

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