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Archiv-Artikel

hört auf den Sound der Stadt

THOMAS MAUCH

Das ist ja auch eine Art Reichtum: Man kann Myanmar sagen, Birma oder auch Burma. Und meint damit doch immer das gleiche Land in Südostasien. Mit politischen Untertönen, je nachdem, welche Benennung man nun präferiert. Bis Ende der achtziger Jahre war im deutschen Sprachraum die Bezeichnung Birma üblich, was eigentlich nur eine Übersetzung des englischen Burma ist. 1989 änderte die Militärjunta dort den Namen des Landes in Myanmar um. Auch, um sich etwas verspätet von seiner kolonialen Vergangenheit abzugrenzen. Und um sich wenigstens sprachlich von der Militärjunta abzugrenzen, blieb man hier und da lieber bei Birma/Burma. Was man alles bei Wikipedia nachlesen kann. Wenig weiß man aber, was sich eigentlich musikalisch in dem sich gerade vorsichtig einer Demokratisierung öffnenden Ex-Schurkenstaat tut. Da gab es mal für die Freunde entlegener Musik bei Sublime Frequencies zwei Sampler mit Popmusik aus Birma/Burma/Myanmar. Und einen kleinen deutschen Beitrag zur Rockgeschichte Birmas gibt es auch, wenigstens dem Namen nach, weil sich halt die bekannteste Rockband Myanmars Iron Cross genannt hat und im Bandsignet dazu so ein Eisernes Kreuz auffährt. Und wie es mit dem Punk in Birma beschaffen ist, kann man am Samstag im Festsaal Kreuzberg sehen, wo zuerst um 20 Uhr mit der Doku „Yangon Calling“ ein Überblick über den Musikunderground in dem Land gegeben wird, und später kommt mit Side Effect eine in dem Film porträtierte Band auch live auf die Bühne, deren Punk dann ziemlich nach Indierock klingt. Nur, dass hier muttersprachlich bei der Band aus Burma/Birma/Myanmar gesungen wird (Skalitzer Str. 130, 22 Uhr, 10 €).

Und Japan. Heimat von Haco, die man vielleicht noch von der recht heftigen Artrockern After Dinner kennt. Heute hört man bei ihr mehr einen milden elektronischen, mit Experimentalismen angeschmirgelten Dreampop. Am Samstag in den Sophiensaelen im Rahmen des bereits am Freitag startenden Corruptive-Climate-Festivals mit allerlei Experimenten (Sophienstr. 18, 19.30 Uhr, 13/8 €).

Mit Mission of Burma schließlich hat man eine Band mit dem Heiligenschein des Postpunk-Legendenstatus. Seit einigen Jahren wieder reformiert, dieses Jahr ist ist das neue Album „Unsound“ erschienen: zappelnder dunkler Rock. Tiefergelegte Gitarren. Schreie in der Nacht. Und ein wenig ist auch zu hören, dass sie eigentlich wissen würden, wo der Lichtschalter ist. Am Mittwoch im Festsaal Kreuzberg (21 Uhr, 15 €).

■ Mehr Musik:

Matana Roberts SEITE 3

HGich.T SEITE 3

Balkanizer SEITE 10

FSK SEITE 14