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Archiv-Artikel

Bußgeld für unbelehrbare Eltern

Zwei Monate nach Schulbeginn sind immer noch ein paar Erstklässler nicht in ihren Grundschulen aufgetaucht. Bleiben die Eltern uneinsichtig, müssen sie zahlen

Wenn alle Versuche scheitern, Eltern dazu zu bewegen, ihre einzuschulenden Kinder tatsächlich zur Schule zu schicken, würde der Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf auch Bußgelder verhängen. Dies bestätigte der dortige Schulamtsleiter Günter Hoffmann auf Anfrage der taz.

In dem Bezirk seien 35 Erstklässler bisher nicht zum Unterricht erschienen. Allerdings betonte der Schulamtsleiter, dass die meisten von ihnen vermutlich deshalb nicht aufgetaucht sind, weil die Familien weggezogen seien oder die Kinder an Privatschulen angemeldet hätten.

Sollte es dennoch offene Fälle geben, so Hoffmann, werde umfassend geprüft, warum ein Kind nicht zur Schule geht. Zuerst schriftlich, dann mit Hausbesuchen. Letzteres muss das Jugendamt machen. „Wir sind Verwaltungsbeamte und keine Pädagogen“, meint Hoffmann.

Um ein Bußgeld, das bis zu 2.400 Euro hoch sein kann, verhängen zu können, muss seine Behörde nachweisen, dass bewusst gegen die Schulpflicht verstoßen wurde. Ob Bußgelder bei sturen Eltern die gewünschte Wirkung zeigen, bezweifelt Hoffmann allerdings.

Der Bezirk Neukölln verhängt hingegen seit zehn Jahren Bußgelder gegen unbelehrbare Eltern. In der Folge sei die Zahl der nicht eingeschulten Kinder zurückgegangen, berichtet Grete Wich-Trapp, die dort für die Schulaufsicht zuständig ist. Die konsequente Haltung habe sich bewährt, meint sie. Willkürlich gehe der Bezirk nicht vor. Erst wenn die Eltern verwarnt worden seien, wenn sie angeschrieben und mit ihnen das Gespräch gesucht worden sei, sie sich aber dennoch uneinsichtig zeigten, komme die Zahlungsaufforderung. Derzeit sind in Neukölln noch zehn Kinder nicht in den ersten Klassen aufgetaucht.

Bei der Frage, in welchen Situationen Eltern denn unbelehrbar seien, kommt die Rede mitunter auf Migrantenfamilien, die ihre Mädchen vom Schulunterricht abhalten. Sowohl Wich-Trapp als auch Hoffmann wollen sich jedoch nicht festlegen. Ja, das könne schon sein, meinen sie.

WALTRAUD SCHWAB