: Journalist in der Türkei verurteilt
ISTANBUL ap ■ Ein armenisch-türkischer Journalist ist gestern wegen Beleidigung der Türkei zu einer sechsmonatigen Bewährungsstrafe verurteilt worden. Hrant Dink, Redakteur der zweisprachigen Zeitung Agos, wurde nach Angaben seiner Kollegin Karin Karakasli verurteilt, weil er in Artikeln 2004 die Auslandsarmenier aufgerufen hatte, sich nicht länger mit den Türken zu befassen, sondern sich um das Wohl Armeniens zu kümmern. Dink habe den Armeniern erklären wollen, dass Feindseligkeit gegenüber der Türkei einen „vergiftenden Effekt“ habe, sagte Karakasli. Die Äußerung sei aber in der Türkei so interpretiert worden, dass Dink erklärt habe, dass türkisches Blut Gift sei. In der Türkei steht die Beleidigung der nationalen Identität unter Strafe. Dink kündigte Berufung an. Der Schuldspruch direkt nach der Aufnahme der EU-Beitrittsverhandlungen mit der Türkei ist pikant, weil Dink auf der Grundlage von Gesetzen verurteilt wurde, die nach EU-Ansicht abgeschafft gehören. Wegen ähnlicher Vorwürfe steht demnächst auch der Schriftsteller Orhan Pamuk vor Gericht. Der Prozess beginnt am 16. Dezember und soll von der EU verfolgt werden.