: Gegen Einmischung
MENSCHENRECHTE Gandji, bekanntester iranischer Dissident, warnt in Bremen vor Boykott und Krieg
„Die Wahlen im Juni waren nicht die Ursache für die ‚grüne Bewegung‘“, sagt Akbar Gandji, sondern „Anlass für das iranische Volk, seine große Unzufriedenheit mit dem Regime auszudrücken“. Auf Einladung des Bremer Vereins zur Unterstützung der Freiheitsbewegung im Iran und von Amnesty International sprach der derzeit bekannteste iranische Dissident am Freitag im Treffpunkt Arche.
Gandji gehörte unter Chomeini einst selbst zu den Revolutionswächtern, machte jedoch eine Kehrtwende. Wegen seiner regimekritischen Schriften wurde er mit langjähriger Haft und Folter bestraft. Heute lebt er im Exil. Er sei froh, so Gandji in Bremen, dass US-Präsident Obama nicht plant, sich in die inneren Angelegenheiten des Irans einzumischen. „Eine militärische Intervention oder ein Wirtschaftsboykott verschlechtert nur die Situation des Volkes.“ Die einzige Handlungsmöglichkeit für das Ausland sieht der Oppositionelle darin, im Sicherheitsrat der UNO darauf zu drängen, die iranischen Machthaber wegen Verbrechen gegen die Menschheit anzuklagen.
Im Iran selbst sei die ‚grüne Bewegung‘ die Keimzelle der Demokratie, ist sich Gandji sicher: Die kleinen Gruppierungen von Studierenden, Feministinnen, ArbeiterInnen und anderen, die sich lose zusammengeschlossen haben, hätten zwar unterschiedliche Ziele. Dennoch forderten sie alle Demokratie und Menschenrechte.
Mit der Atomfrage hätte das Regime zwar das Volk zunächst hinter sich geeint. Doch auf die massiven Proteste nach den Wahlen reagierte es mit Gewalt und einer wahren Orgie der Verhaftungen, so dass sich viele wieder abgekehrt hätten. Die Unterdrückung erinnere an Stalin’sche Methoden, so Gandji. Doch so wie der Ostblock werde sich auch das iranische Regime schließlich auflösen. BIRGIT KÖHLER