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Archiv-Artikel

Retter des Rotviehs

Mit einer Stiftung will der Tierfilmer zum Erhalt alter Nutztierrassen beitragen sowie Kinder und Jugendliche für Naturschutz begeistern

Gemecker und Geblöke zerschneidet die Herbstluft, ab und zu brüllt ein Rind. Im Stall des Natur-Erlebniszentrums der Heinz Sielmann Stiftung wuseln Thüringerwald Ziege, Coburger Fuchsschaf und Harzer Rotvieh durcheinander – ausnahmslos alte, vom Aussterben bedrohte Nutztierrassen, die früher in der Region heimisch waren und inzwischen von der Massentierhaltung verdrängt wurden. Bei der Sielmann-Stiftung auf Gut Herbigshagen bei Duderstadt an der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze haben die Viecher ein neues Domizil gefunden.

Der alte Stall wurde nach neuesten Erkenntnissen artgemäßer Tierhaltung renoviert, versichern die Mitarbeiter. So können die Ziegen ihre Kletterkünste beim Erklimmen einer Ziegenbrücke unter Beweis stellen und Kaninchen durch Röhren in ein abgezäuntes Außengehege flitzen. Durch das gesamte Stallgebäude führt ein Weg, der es den Besuchern erlaubt, sich den Tieren zu nähern.

In die Fassade des Stalls sind zahlreiche Nisthilfen eingelassen, dort leben Hausrotschwanz und Mauerbiene. Besondere Nistkästen gibt es für Schleiereulen und Zwergfledermäuse. Draußen vor der Scheune finden sich ein Teich und ein Bauerngarten, in einem Gatter tummelt sich Damwild.

Die Heinz Sielmann Stiftung organisiert Fledermausnächte und Kräuterseminare, sie veranstaltet Naturerlebnis-Tage für Kinder und unterstützt Vogelschutzprojekte im In- und Ausland. Seit 1995 fördert die Stiftung mit dem Heinz Sielmann Schulpreis vorbildliche Leistungen junger Naturschützer bei Schulprojekten. Der jährlich ausgeschriebene Preis ist mit 7.500 Euro dotiert.

Auch für den Erhalt der naturnahen Landschaft des ehemaligen deutsch-deutschen Grenzstreifens setzt sich die Stiftung ein. Sie initiierte kürzlich das Naturschutzgroßprojekt „Grünes Band Eichsfeld“. Auf der etwa 900 Hektar großen, 120 Kilometer langen Projektfläche kommen 56 Tier- und Pflanzenarten vor, die in der Deutschen Roten Liste der gefährdeten Arten aufgeführt sind. Reimar Paul