Einblick(638)

Ahmet Öğut, Künstler

Foto: Batu Tezyuksel

taz: Welche Ausstellung in Berlin hat dich zuletzt an- oder auch aufgeregt? Und warum?

AÖ: Goshka Macugas „Now this, is this the end … the end of the beginning or the beginning of the end?“ im Schinkelpavillon. Im Oktagon ahmt Goshkas Android die Physiognomie und das Verhalten ihres Partners nach (den ich auch aus dem realen Leben kenne). Er spekuliert über den Anfang und das Ende der menschlichen Existenz. Obwohl er eine Maschine ist: Es ist eindringlich, dieser künstlichen Intelligenz in die Augen zu schauen, während sie über ontologische Fragen sinniert. Eine Begegnung!

Welches Konzert oder welchen Klub kannst du empfehlen?

Mein Lieblingsort ist die Pa­norama Bar; Mein letztes Konzert waren Paris Suit Yourself im IPSE, Victors Performance war großartig; auch toll: Richie Hawtins Black Dot Sake and Sake Cocktails und Ali Demirel in der Anita Berber Bar. Ansonsten: DJ WOS; Club der Polnischen Versager; die CreamCake Party; und 3AMs Events im Flutgraben.

Welches Magazin und welches Buch begleitet dich zurzeit durch den Alltag?

E-flux, für das ich auch schreibe. In Südkorea las ich Frantz Fanons radikalen, zeitlosen Text „Concerning Violence“ in „The Wretched of the Earth“.

Was ist dein nächstes Projekt?

Mein Projekt „united“, in Kollaboration mit JM. Animation Studios, läuft nach der 11. Gwangju Biennale fort. Es erinnert an Lee Han-yeol und Enes Ata, die beide durch Tränengasattacken ums Leben kamen. In der Animation geben die beiden Tipps, wie man sich vor Tränengas schützen kann – mit einem geografischen Twist: Lee ist der Erzähler im Alt Art Space in Istanbul, Enes ist der Erzähler auf einem öffentlichen Bildschirm in Gwangju. Das Projekt ist eine zeitkritische Reaktion: 2015 exportierten südkoreanische Hersteller ca. 1,5 Mio. Tränengasgranaten in die Türkei.

Zur Person

Ahmet Öğut(*1981 in Silvan, Diyarbakır). Lebt und arbeitet in Amsterdam und Berlin. Initiator der Silent University. Bis 23. 10. hat der Künstler das Vorderhaus des Projektraums Decad zum Atelier „Studio Öğut“ umfunktioniert. Besuche nach Vereinbarung: ao.projectcoordinator@gmail.com. Zur Feier des zweijähriges Jubiläums von Decad am 10. 9. hat das Studio ab 19 Uhr geöffnet. Weitere Festivitäten im Hinterhaus: Gneisenaustr. 52.

Welcher Gegenstand/welches Ereignis des Alltags macht dir am meisten Freude?

Neue Musik. Und meine Uhr von Yusuke Taguchi: 5er-Linien, die parallel zueinander verlaufen – mir gefällt die Verwirrung darüber, Zeit nicht lesen zu können.