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THEATER

TheaterEsther Slevogtbetrachtet das Treibenauf Berlins Bühnen

Wir feiern das Ende des binären Denkens von Minder- und Mehrheiten und das Ende des ‚Anderen’. Wir feiern das neue Berlin und ‚Das glücklichste Volk‘.“ Mit diesen programmatischen Worten kündigt die Jugendtheaterwerkstatt Spandau ihr Superdiversitätsfestival „Das glücklichste Volk“ am 16. und 17. September an – das deshalb also eigentlich erst in der kommenden Woche Thema für diese Kolumne wäre. Aber weil die titelgebende Produktion des von Workshops, Debatten und Lecture-Performances gerahmten Festivals schon an diesem Wochenende stattfindet, wird es hier bereits heute verhandelt. Merken Sie sich aber auch diesen Termin in der nächsten Woche ruhig schon einmal vor. Denn in unserem Zeitalter der Superdiversität kann es auf keinen Fall schaden, Fragen nach der Verteilung von Macht und Privilegien zu stellen und die Definitionen unserer Identitäten zu erforschen. Und all das hat das Festival sich vorgenommen. (Jugendtheaterwerkstatt Spandau: Superdiversitätsfestival „Das glücklichste Volk“, 16./17. 9., Eintritt inklusive Buffet kostenlos. Es gibt sogar eine Kinderbetreuung, für die man seinen Nachwuchs aber vorher anmelden muss).

Aber kommen wir nun zum Zentralereignis dieses Festivals, das bereits am 3. September Premiere hat: die neue Produktion der Bürgerbühne Spandau. Sie ist wie das Festival selbst mit „Das glücklichste Volk“ überschrieben und aus drei Teilen zusammengesetzt, als Völkerwanderung in drei Akten. Akt 1 beruht auf dem Buch des Sprachwissenschaftlers Daniel Everett „Das glücklichste Volk“, der als junger Mann nach Brasilien ging, um das Volk der Pirahã zu missionieren. Dabei stellte er fest, dass dieses Volk ohne religiöse Konzepte viel glücklicher war als er, und wurde daraufhin selbst zum Atheisten. Teil 2 des Abends liegt der Schauerroman „Dracula“ von Bram Stoker zugrunde und in Teil 3 machen sich die Protagonisten von Teil 1 (Daniel) und Teil 2 (Mina) selbstständig, um Zukunftsperspektiven zu erforschen: weil sie natürlich eines Tages auch gern das glücklichste Volk der Welt wären. Also, um es mit den Worten der Produktion zu sagen: „Lassen wir den fauligen Duft der alten Perspektiven hinter uns …“ Regie bei diesem Projekt, für das sich 28 Laien im Alter von 16 bis 78 Jahren zusammenfanden, führt Carlos Manuel, der in Berlin im Theater an der Parkaue arbeitet. Er hat aber auch schon am Schauspielhaus in Hamburg, am Bayerischen Staatsschauspiel und am Schauspiel Dortmund inszeniert (Bürgerbühne Spandau: „Das glücklichste Volk“, Premiere 3. 9., 19 Uhr. Alle Informationen und Termine zum Stück und dem Festival: jtw-spandau.de).

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