: Magere Zeiten für das Viertel
GELD Die Jugendfördermittel für Mitte/Östliche Vorstadt sinken seit zehn Jahren. Auch der bisherige „Zentralitätsbonus“ steht zur Debatte
Heute entscheidet ein Controlling-Ausschuss über die Jugendfördermittel für Mitte/Östliche Vorstadt. Die freien Träger der dortigen Kinder- und Jugendeinrichtungen sehen ihre Angebote angesichts der vom Sozialamt in Aussicht gestellten Zuweisungen „stark gefährdet“. In einer gemeinsamen Erklärung wenden sie sich deshalb an die Öffentlichkeit.
Die angekündigten Summen lägen „erneut eklatant“ unter den beantragten Bedarfen, sagt Michael Quast vom Freizi Friesenstraße, der damit für acht freie Träger aus dem Viertel spricht – darunter das Mädchenkulturhaus, der Sportgarten, die Hulsberger PfadfinderInnen und die Buchte. „Wir können unsern Mitarbeitern kaum noch erklären, warum sie so viel weniger verdienen als tariflich bezahlte Sozialpädagogen“, sagt Quast. Pro Monat seien das, je nach individuellen Umständen, „einige Hundert Euro“.
Mit Sorge schaut Quast auf die im Januar beginnenden Tarifverhandlungen, bei denen die Gewerkschaft Ver.di 6,5 Prozent mehr Lohn fordert – die Schere wird dann noch weiter auseinandergehen. In den vergangenen zehn Jahren seien weder gestiegene Personalkosten noch ein Inflationsausgleich bei den Zuschüssen berücksichtig worden. Stattdessen habe es eine Absenkung von gut zehn Prozent gegeben: Alle acht Einrichtungen sollen für kommendes Jahr zusammen knapp 400.000 Euro bekommen.
Darin drückt sich allerdings auch eine Umverteilung zugunsten anderer Stadtteile aus. Denn die Mittelvergabe durch das Ressort bemisst sich nicht nur nach der Bevölkerungsstatistik, sondern auch nach Sozialindikatoren – bei denen das Viertel keine Sonderrolle spielt.
Für die Geldverteilung ist auch dessen hohe Einrichtungsdichte ein Nachteil. Der wurde zwar bislang durch den sogenannten „Zentralitätsbonus“ aufgefangen, der den Vierteleinrichtungen auf Grund ihrer auch bei BewohnerInnen anderer Stadtteile nachgefragten Lage und Angebote Förderpunkte zuspricht, doch für 2014 steht dessen Abschaffung zur Debatte.
Stadtweit bekommen die freien Träger der Kinder- und Jugendhilfe sechs Millionen Euro pro Jahr. Die Viertel-Einrichtungen planen nun ein konzertiertes Vorgehen mit den Akteuren der anderen Quartiere, um die gemeinsamen Belange besser vertreten zu können. Die weitaus meisten Einrichtungen sind trotz gewisser Eigeneinnahmen, wie sie beispielsweise die Friese mit ihren Konzerten erzielt, weitgehend von den Zuwendungen der Jugendhilfe abhängig. HENNING BLEYL