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Archiv-Artikel

hört auf den Sound der Stadt

MALTE GÖBEL

Adventszeit und Herzkasper? Passt! Statt Infarkten und Beklemmungen macht das Kreuzberger Duo Liedermacher-Pop mit Ziehharmonika und Texten aus dem Leben. Ihr Programm „Ein Gespenst geht um“, das sie am Freitag im Froschkönig im Neuköllner Schillerkiez vorerst zum letzten Mal spielen, ist ein kritisch-witziger Kiezspaziergang durch Kreuzberg und Neukölln, handelt von Absackern, Schwaben, schwarzen Kapuzenpullis und iHipstern und all dem Anderen, was Gentrifizierung mit sich bringt oder durch sie verdrängt wird. Hit des Abends wird mit Sicherheit ihr Schwaben-Weihnachtslied „Xmas@Xberg“. Es erzählt von den schönen Tagen, in denen man im Casolare nicht reservieren muss, die Morena-Bar ihre Latte-macchiato-Maschine gar nicht erst anwirft und man den Wrangelkiez für sich hat, weil alle Zugezogenen wieder in ihrer Heimat sind. Klar, das ist wohlfeiles Schwaben-Bashing, aber eben leider auch ein verdammter Ohrwurm: „Weihnachten ist es so schön in Berlin“. (Freitag 20 Uhr, Weisestr. 17, Spende)

Auch schön wird es diesen Sonntag im Astra Kulturclub: Das Label Audiolith lädt zum „Betriebsweihnachtsfest“ und schickt vier seiner feinsten Bands auf die Bühne: die bayrischen Rave-Punks Frittenbude, ungeniert als „Renditekönige“ angekündigt; Tubbe aus München, die mit ihrem flockig-poppigen Elektro vor einem Jahr noch absoluter Geheimtipp waren, 2012 aber Konzert um Konzert spielten und Clubs wie CSDs in ganz Deutschland begeisterten; Bratze aus Berlin, die ihre geballte Indie-Kompetenz in ironische Elektro-Tunes umsetzen; und nicht zuletzt die dieses Jahr vom Verfassungsschutz Mecklenburg-Vorpommern schwer gehypten Feine Sahne Fischfilet mit politisch bewegtem Punkrock: „Unsere Musik soll eine Art Werkzeug sein, um unserer Wut gegenüber Rassisten, Sexisten, Homophobie und Staat eine Stimme zu geben“ – Weihnachten als Vehikel wichtigerer Botschaften also. Gut so. (Sonntag 19 Uhr, Astra Kulturhaus, 18 Euro)

Am selben Abend spielen Vive La Fête im Postbahnhof – Ex-dEUS-Bassist Danny Mommens und Partnerin Els Pynoo machen seit bald 15 Jahren unaufgeregten Electro-Pop, der sich anhört wie eine Mischung aus Stefanie Heinzmann und Françoise Cactus in einem Nouvelle-vague-Film. Die ersten Aufnahmen entstanden ganz Lo-Fi im Schlafzimmer, wenig später beschallte Lagerfeld Modenschauen mit ihrem „Elektropop im Schlafrock“. Die beiden BelgierInnen haben ihr neues Album „Produit de Belgique“ im Gepäck, das etwas weniger düster ist als früher. (Sonntag 20 Uhr, Postbahnhof, 20 Euro)

■ Mehr Musik:

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