Feuerbergstraße : Unheimlich heimlich
Die Erkenntnis verdichtet sich mit jedem neuen Detail, das hinter den Mauern des Geschlossenen Heimes sichtbar wird: Diese Einrichtung ist weder zu beherrschen noch zu reformieren. Der Fehler ist Methode.
Kommentarvon Sven-Michael Veit
Umstritten war schon der politische Ansatz, mit dem 1998 die Diskussion über ein Geschlossenes Heim begann. Mehr (GAL), minder (SPD) oder gar nicht (CDU) zähneknirschend entstand eine Allparteienkoalition für die vermeintliche Sicherung der Gesellschaft vor gewalttätigen Jugendlichen, die diese Gesellschaft selbst hervorgebracht hatte. Nicht zuletzt unter dem Druck einschlägiger Medien und eines von ihnen hofierten gnadenlosen Richters.
Schon damals warnten reichlich Experten, es könne keinen Jugendknast geben, der keiner sein solle. Sie haben Recht behalten – und jedes neues Detail aus dem Alltag der Feuerbergstraße bestätigt die Skeptiker. Ein System der repressiven Sozialarbeit ist ein Widerspruch in sich.
So mutiert das Geschlossene Heim zwangsläufig und unheimlich-heimlich zu dem Gefängnis, das es nicht sein darf. Letztlich wird es damit zu einem rechtsfreien Raum – und das kann keine Grundlage dafür sein, straffälligen Jugendlichen rechtliche Normen und soziale Werte zu vermitteln.
Die Feuerbergstraße ist zur Verwahranstalt ohne Willen und Fähigkeit zur Resozialisierung geworden. Diese Einrichtung ist gescheitert, weil sie an sich selbst scheitern musste.
Eine Überraschung ist das nicht. Aber eine böse.