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Archiv-Artikel

Energie zu stabilen Preisen

Holzpelletheizungen sind technisch ausgereift. Zwar erfordern Pelletheizungen zumindest bislang noch größere Investitionen im Vergleich mit einer Ölheizung. Doch bei den steigenden Preisen für fossile Energien amortisieren sich die Mehrausgaben

VON BERNWARD JANZING

Das beste Konjunkturprogramm für Holzpellets geht derzeit von den Ölmärkten aus: Mehr als 60 Cent kostete in den letzten Wochen der Liter Heizöl, Spitzenwerte lagen gar über 65 Cent. Da auch die Erdgaspreise nachziehen werden (und es zum Teil schon getan haben), ist das Gas keine echte Preisalternative. Stabil blieb unterdessen der Preis von Holzpellets – unabhängig von allen politischen Krisen, abseits aller Spekulanten und unberührt von allen Wirbelstürmen im Golf von Mexiko. Mit knapp 180 Euro je Tonne, was umgerechnet einem Heizölpreis von rund 35 Cent je Liter entspricht, ist der Preis der Pellets seit Monaten praktisch unverändert.

Die stabilen Preise kommen nicht von ungefähr, denn Holzpellets werden aus einem ausreichend vorhandenen heimischen Rohstoff gefertigt: aus Sägespänen. Holzpellets sind schlicht aus Sägemehl gepresste Holzpillen. Sie sind zumeist zwischen 10 und 30 Millimeter lang, haben einen Durchmesser von etwa 6 Millimeter und bestehen ausschließlich aus naturbelassenem Abfallholz. Die entsprechenden Heizungen sind seit 1996 in Deutschland offiziell zugelassen.

Pellets machen eine völlig neue Art der Holzfeuerung möglich: Die Heizungen können – anders als klassische Holzöfen – automatisch gezündet werden. Sie lassen sich somit per Thermostat und Zeitschaltuhr steuern und bieten auf diese Weise den gleichen Komfort wie Öl- und Gaszentralheizungen. In einem Silowagen werden die Pellets angeliefert und mit einem Schlauch in den Lagerraum geblasen. Häufig wird der Ölraum, der mit der Umstellung auf Holzpellets überflüssig wird, zum Brennstofflager umfunktioniert.

Ein Vorteil der Pellets ist ihre saubere Verbrennung, die besser ist als bei jedem anderen Holzofen. Das hängt auch damit zusammen, dass die Qualität des Brennstoffs normiert ist – etwa durch einen maximal zulässigen Feuchtegehalt. Vorteilhaft ist auch, dass die kleinen Pellets besser dosiert werden können, was eine gleichmäßigere Verbrennung ermöglicht. So gibt ein Pelletfeuer im Vergleich zur Hackschnitzelverbrennung weniger Feinstaub ab, und es entsteht weniger Kohlenmonoxid. Und schließlich verbrennt Holz generell als nachwachsender Rohstoff klimaneutral.

Die Einsatzbereiche für Holzpellets sind heute vielfältig. Neben der klassischen vollautomatischen Zentralheizung werden auch Zimmeröfen angeboten, die mit Sackware befüllt werden. Und auch in größeren Gebäuden, etwa kommunalen Liegenschaften, werden inzwischen Holzpellets eingesetzt. Die derzeit größte Holzpelletheizung Deutschlands steht seit gut zwei Jahren in Kempten im Allgäu: Ein Kessel mit 850 Kilowatt Leistung versorgt dort ein Hallenbad mit Wärme.

Während in Kempten die Stadt selbst die Anlage betreibt, wurden andernorts auch schon im Rahmen des Contractings Holzpelletfeuerungen realisiert. In diesem Fall erwirbt und betreibt ein Investor die Heizanlage und verkauft die Wärme an seinen Kunden. Solche Modelle gibt es inzwischen sowohl im gewerblichen, als auch auch im privaten Bereich. In Leimen bei Heidelberg zum Beispiel installierte die Mannheimer MVV Energiedienstleistungen GmbH im Jahr 2001 zur Versorgung von fünf Reihenhäusern einen 25-Kilowatt-Holzpelletkessel. Die Anlagen speisen in den Heizungsvorlauf und den Brauchwasserspeicher ein. Die einzelnen Häuser werden über gewöhnliche Heizungsrohre und Brauchwasserleitungen versorgt; abgerechnet wird – wie in Mehrfamilienhäusern üblich – über Heizkostenverteiler und Warmwasserzähler. So dringen die Holzpellets inzwischen in alle Bereiche des Wärmemarkts ein. Zwar erfordern Pelletheizungen zumindest bislang noch größere Investitionen, verglichen mit einer fossil befeuerten Anlage. Doch bei den aktuellen (und für die Zukunft absehbaren) Preisen der fossilen Energien amortisieren sich die Mehrausgaben.

Aus diesem Grund werden zum Jahresende in Deutschland bereits etwa 40.000 Pelletheizungen installiert sein. Der jährliche Zubau überschreitet inzwischen die Marke von 10.000 Stück. Auch in anderen Ländern boomt die Technik: In der Schweiz ist die Zahl der Pelletöfen in den letzten fünf Jahren von 200 auf über 2.000, die Zahl der Pelletkessel von 135 auf fast 3.000 angestiegen. In Österreich sind derzeit etwa 30.000 Anlagen installiert.

In Italien werden nach Branchenschätzungen unterdessen schon 70.000 bis 100.000 Pelletöfen genutzt – allerdings als Zimmeröfen. Der Einsatz von Holzpellets in Zentralheizungen ist in Italien praktisch noch unbekannt. In Schweden sind mehr als 50.000 Holzpelletbrenner in Privathäusern in Betrieb, 8.000 kommen jährlich hinzu. Und dies, obwohl es in dem Land keinerlei staatliche Förderung für Pelletheizungen gibt – die hohen schwedischen Energiepreise sind Förderung genug.

Während die Technik der Pelletfeuerung im kleinen Leistungsbereich damit in Mittel- und Nordeuropa längst etabliert und weitgehend ausgereift ist, gibt es bei Großanlagen weitere wegweisende Entwicklungen. So werden Feuerungen zwischen 150 und 200 Kilowatt zunehmend für mehrere Brennstoffe ausgelegt. Damit kann der Betreiber anschließend zum Beispiel zwischen dem Einsatz von Hackschnitzeln und Pellets frei wählen.

Zugleich prophezeien Branchenkenner, dass auch in Deutschland eine Entwicklung ansteht, die in Schweden bereits fortgeschritten ist: Bei den Skandinaviern nämlich werden längst so genannte „Industriepellets“ eingesetzt. Diese haben einen Durchmesser von 10 bis 12 Millimeter und werden in Großanlagen bis 80 Megawatt Feuerungsleistung verbrannt.

So steht den Pelletheizungen eine rosige Zukunft bevor. Zumal der umweltfreundliche Brennstoff in den vergangenen Jahren auch noch von unerwarteter Seite Rückenwind bekam – von Versicherungen nämlich. Nachdem bei den Überschwemmungen an der Elbe im Sommer 2002 große Schäden durch ausgelaufenes Heizöl entstanden, wurden erste Fälle bekannt, in denen die Assekuranzen Druck machten: Die Unternehmen weigerten sich, Häuser an hochwassergefährdeten Standorten zu versichern – sofern die Eigentümer nicht ihre Heizung auf Biobrennstoffe umstellen.