Nazi-Vorwurf vor Stichwahl in Polen

WARSCHAU rtr ■ Im polnischen Präsidentenwahlkampf ist ein erbitterter Streit um die angebliche NS-Vergangenheit eines Familienmitglieds des Favoriten entbrannt. Der Liberale Donald Tusk, der bei der Abstimmung vorigen Sonntag vorne lag, wies empört Gerüchte zurück, sein Großvater habe sich während des Zweiten Weltkriegs freiwillig zur deutschen Wehrmacht gemeldet. Der Wahlkampfmanager seines Rivalen Lech Kaczyński hatte Tusk aufgefordert, zu den Behauptungen Stellung zu nehmen, für die es „seriöse Quellen“ gebe. Hinweise auf eine Kollaboration mit den Nazis gelten als extrem rufschädigend in Polen, das unter deutscher Besatzung und während des Kriegs Millionen Bürger verlor. „Das ist eine geschmacklose Lüge. Lech Kaczyńskis Wahlkampf ist in die Gosse abgestiegen“, sagte Tusks Sprecher. Er überreichte Journalisten Kopien von Dokumenten, die belegen sollen, dass beide Großväter des Kandidaten nach Kriegsausbruch in KZs inhaftiert waren. Tusk und der konservative Kaczyński müssen am 23. Oktober bei einer Stichwahl gegeneinander antreten.