THEATER

TheaterEsther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

Die Kulisse ist toll, das Ambiente schon für sich eine Sensation: die Potsdamer Schlösser und Gärten. Ob Schloss Sanssouci, wo der Alte Fritz Ruhe von den Sorgen der Staats- und Kriegsführung suchte. Oder das pompöse Neue Palais, das er bloß baute, um seinen Feinden zu demonstrieren, dass er trotz aller Kriegsführung immer noch nicht pleite war. Auch die Parks und Gebäude drumherum sind wunderschön, von zahlreichen Seen und der Havel eingerahmt. Und weil so viel Schönheit auch mal gefeiert werden muss, wurde vor 18 Jahren die Potsdamer Schlössernachterfunden. Am 20. August um 18 Uhr ist es wieder einmal so weit. Es beginnt mit klassischer Musik im Park. Dann muss man selbst auf Entdeckungsreise gehen, um Hofdamen bei ihren Liebesabenteuern zu beobachten oder eine barocke Tanzstunde zu nehmen. Es treiben Mimen und Akrobaten ihr Unwesen. Ein Heckentheater erzählt aus dem Alltag der Könige, die hier einst gelebt haben und gelustwandelt sind. Die Schlösser und Galerien besichtigen kann man natürlich auch. Gegen Mitternacht gibt es dann ein großes Feuerwerk (Potsdamer Schlössernacht: 20. August, www.schloessernacht-2010.de).

Und dieser Abend ist vielleicht auch etwas Besonderes: im Theater im Palais am Kupfergraben liest die Schauspielerin Esther Esche Texte ihres Vaters Eberhard Esche, der ein großer Schauspieler am Deutschen Theater war, wo er seit 1961 bis zu seinem Tod 2006 engagiert war. „Der Hase im Rausch“ sind seine Erinnerungen überschrieben, in denen viel von ihm selbst und noch mehr vom Theater und den gesellschaftlichen Bedingungen die Rede ist, unter denen es gedeiht. Oder eben nicht. Und von Theaterlegenden wie Wolfgang Langhoff, Benno Besson, eben jener Generation, die nach 1945 fest daran glaubte, dass eine bessere Welt nur durch ein besseres Theater erreicht werden kann. Und das diese bessere Welt eher in Ostdeutschland als in Westdeutschland entstehen könnte, weil man hier an einer gerechteren Gesellschaft arbeitete. Es ist also mit einem Abend zu rechnen, der auch den Spuren einer verlorenen Zeit folgen wird (Theater im Palais: „Der Hase im Rausch“, 19. August, 20 Uhr).

Und wo wir schon mal bei den Helden von einst sind: Am 20. August jährt sich zum 20. Mal der Todestag von Rio Reiser, Musiker, Sänger, Dichter und Gründer der Band „Ton Steine Scherben“. Im Kontext des queeren Festivals ­„Regenbogensommer 2016“findet am Alten-St.-Matthäus-Friedhof ein Gedenkkonzert statt, an dem auch ehemalige Musiker von „Ton Steine Scherben“ mitwirken (O-Ton-Art: „Konzert zum 20. Todestag von Rio Reiser“, 20. August, 14 Uhr).